Der
zweite Seminartag war geprägt von der Betreuung der Ausstellung und den
Vorbereitungsarbeiten für die Demo von Headmaster Ikenobô Sen'ei. Bereits kurz
nach Öffnung der Ausstellung verzeichneten wir einen regen Zustrom an
Besuchern, der sich im Lauf des Tages weiter steigerte und gegen 15:00 einen
Höhepunkt erreichte.
Während
sich im Erdgeschoß Menschenmassen tummelten, wurden im Festsaal im 1. Stock die
letzten Handgriffe erledigt und alles für die Vorführung vorbereitet. Der
Beginn war für 16:00 angesetzt und bereits ½ Stunde zuvor begannen sich die
Reihen bis auf den letzten Platz zu füllen.
Nach
einigen kurzen Erklärungen von Dr. Horst Pointner wurde ein Film über die
Ikenobô-Schule, die Anfänge des Ikebana und die verschiedenen Stilrichtungen
unserer Schule gezeigt. Dann betrat unser Headmaster, gefolgt von seinem Assistenten,
Herrn Sakaguchi, das Podium. Dankenswerterweise sorgte Frau Yuko Tolle wie
immer ganz hervorragend für die Übersetzung. Wir dürfen uns schon darauf
freuen, dass sie während des gesamten Seminars für uns dolmetschen wird.
Ikenobô
Sen'ei begann die Demo mit einem Rikka shinpûtai aus vorwiegend Anthurien und
Strelitzienblättern. Anhand eines daneben stehenden fertigen Rikka shofûtai
erklärte er die Unterschieder zwischen kata
und katachi. Danach gab es zwei
weitere Rikka shinpûtai zu sehen, zum einen ein ganz zartes Arrangement mit
Wicken als Hauptmaterial, zum anderen ein sehr kräftiges Werk mit Kastanienzweigen,
Crotonblättern und Goldregen als Blickfang. Danach kamen ein Shôka nishu-ike sowie ein Shôka mit botan an die Reihe. Anhand je eines Exemplars
von shakuyaku und botan erklärte er uns den Unterschied
zwischen der krautigen Pfingstrose und der verholzten Baumpäonie.
Danach
kam Jiyûka an die Reihe: Zuerst ein mächtiges goldfarbenes Gefäß arrangiert mit
Aspidistrablättern, Hypericum und Pfingstrosen, danach eine schlichte
blockförmige Vase mit zu Dreiecken geformten Neuseelandflachs, Dendrobien und
einer kräftigen roten Exotenblüte im Hintergrund. Mit diesem Jiyûka demonstrierte
der Headmaster, wie sich durch die Kombination des kantigen Neuseelandflachses
mit den zarten Orchideenblüten die Charakteristika beider Pflanzen gegenseitig
unterstützen. Mit dem letzten Jiyûka zeigte Ikenobô Sen'ei, dass sich einfache
Plastikflaschen mit Hilfe von geschlitzten Papierröhren in interessante Gefäße
verwandeln lassen. Zum Abschluss wurden vorgefertigte Spielereien aus Blüten in
Form von Tieren, Torten und anderen Figuren vorgezeigt.
Damit
verabschiedete sich der Headmaster und überließ die Bühne Prof. Akino für eine
Blumenzeremonie, ein reshiki-ike. Mit
traditionellen, formalisierten Bewegungen wurden ein Kranich, eine Schildkröte
und ein Niju vorgeführt.
Zum
Abschluss überreichte Ikenobô Sen'ei ein Plakette an Prof. Pointner-Komoda, mit
der sie für ihr jahrzehntelanges Wirken geehrt wurde. Mit einer musikalischen
Darbietung eines Streichertrios endete die Veranstaltung. Dem abendlichen
Galadinner konnte der Headmaster leider nicht mehr beiwohnen, da der äußerst
dichte Zeitplan mit zahlreichen Veranstaltungen in Japan keinen späteren
Heimflug erlaubte. Allerdings wird uns Prof. Akino in den nächsten 5 Tagen viel
Wissenswertes über Ikebana beizubringen versuchen.
Leider
gibt es diesmal keine Fotos von den Arrangements, da die fertigen Werke
ziemlich ungünstig aufgestellt waren.
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