Mittwoch, 9. Oktober 2024

Shōka mūkō-gake

Obwohl durch die derzeit grassierende Erkältungswelle personell ziemlich geschwächt, haben wir uns gestern an eine Ikebana-Form herangetastet, die wir im regulären Unterricht bisher noch nicht behandelt haben. Es handelt sich um henka-kei, eine veränderte Shōka-Form, genauer gesagt um ein mūkō-gake. Diese reduzierte Form eignet sich gut als Übung für spätere Sonderformen wie Mond oder den oberen Teil eines nijū-ike

Ein mūkō-gake ist ein Ikebana, das den Eindruck von Pflanzen vermittelt, die auf einer steilen Klippe wachsen und ihre Triebe ausschwingen oder herabhängen lassen. Der shin wird also nicht aufrecht, sondern kaskadierend gearbeitet und soe bildet das aufstrebende Gegenstück. 
In den meisten Fällen hängt mūkō-gake an der Rückwand der tokonoma und man verwendet Körbe oder spezielle Hängegefäße dafür. Man kann es aber auch in schlanken, hohen (Bambus)Vasen arbeiten, die auf dem Boden der tokonoma (oder auf einem Tisch) stehen. 
In modernen mūkō-gake-Gefäßen kann man sogar im kenzan arrangieren und muss sich nicht mit einem kubari herumplagen. Allerdings wird der Fuß im kubari wesentlich eleganter. 

Da es in den meisten Ikebana-Haushalten schlichte, zylindrische Vasen gibt, haben wir solche Gefäße für das Erarbeiten der Grundform verwendet. Unsere kleinen kenzan, die in die Vasen hineinpassen, sind leider alle recht grob genagelt, weshalb wir doch ziemlich mit der Materie gekämpft haben. Als Zweigmaterial hatten wir nämlich rosa Schneebeere zur Verfügung und deren Stiele waren extrem dünn. 
Vermutlich hätten wir uns mit kubari leichter getan, aber eine neue Form üben und gleichzeitig kubari verwenden, das kann abschreckend wirken. 

Es war sowieso relativ schwierig, entsprechend überhängende Zweige aufzutreiben, da die Stadtgärtner überschwänglichen Gebrauch von ihren Heckenscheren gemacht und die wunderbar schwingenden Schneebeerenhecken gnadenlos zurechtgestutzt haben. Jetzt zieren korrekt getrimmte Hecken die Straßenränder und nur gelegentlich konnte sich ein etwas längerer Zweig dem Schnitt entziehen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um passendes Material zu schneiden. Aber da die Vasen in der Regel sowieso nicht besonders groß sind, haben wir unser Auslangen gefunden. 
Für nejime haben wir kleine, leuchtend gelbe Santini-Chrysanthemen genommen. Eine der Damen hat sehr schöne Spirea gefunden und sie mit dunklen Chrysanthemen kombiniert.
Außerdem hat eine weitere Teilnehmerin die Gelegenheit genutzt und mit schönen großen Chrysanthemen klassisch im usubata arrangiert.

Es war ein sehr konzentriertes Arbeiten und nach einigen Anläufen und viel Gegrummel über nicht stehen bleibende Zweige haben wir passable Ergebnisse erzielt. Für einen ersten Versuch gar nicht schlecht. Der Transport zum Fotoplatz hat allerdings wieder einige Linien ein wenig durcheinandergebracht. 
Lassen wir uns überraschen, was an Hausübungen eintrudeln wird.

die 'Vorlage'....
.... und die erarbeiteten Ergebnisse
Chrysanthemen-Shōka

Hausübung isshu-ike mit hagi....
.... und weitere Arbeiten

Sonntag, 6. Oktober 2024

Lange Nacht der Museen

An diesem Samstag ging die bereits 24. Ausgabe der vom ORF ins Leben gerufenen Langen Nacht der Museen über die Bühne. Auch in diesem Jahr hat das Gartenbaumuseum mitgemacht und gedachte der Jubiläen der beiden internationalen Gartenschauen in Laxenburg (1974) und im Donaupark (1964). 

Die ÖGG beteiligte sich mit einer kleinen Ikebana-Ausstellung im oberen Stock der Orangerie Kagran. Wir arrangierten bereits am Freitag und gestalteten unsere 8 Arrangements so, dass sie auch ohne ständige Betreuung überleben würden. Allerdings gab es als Neuerung diesmal einen kleinen Infostand der ÖGG neben unserem Ausstellungsbereich, also waren unsere Arbeiten irgendwie doch bewacht. Zudem haben wir unseren Ausstellungsfolder aktualisiert und aufgelegt, damit sich Besucher*innen auch ohne Erklärungen zurechtfinden.
Wenn wir im Vorfeld gewusst hätten, dass es keine Tombola gibt und der Vernissagenraum frei ist, hätten wir unsere Ausstellung etwas größer aufgezogen. So haben wir uns auf den Vorraum beschränkt, wo wir unsere Werke entlang des Geländers und vor dem Eingang zum Vernissagenraum aufgestellt haben. 

Am Freitag waren die Aufbauarbeiten im Schulgarten und im Museum noch voll im Gange. Wie immer soll der Großteil der Veranstaltung im Freien stattfinden und der romantisch beleuchtete Schulgarten und die Feuerschalen im Hof zählen zu den Höhepunkten. Hoffentlich ist das Wetter am Samstagabend besser, Freitag sah es durch Dauerregen eher trist aus. Warten wir ab, die Vorhersagen sind leicht positiv.
Hier nun die Bilder unserer Arbeiten mit Schwerpunkt Freestyle. Aber auch 2 Shōka shimpūtai waren vertreten.

Sonntag, 29. September 2024

Wochenend-Workshop in der ÖGG

Der Herbst-Workshop in der ÖGG in Wien hat uns ein intensives Ikebana-Wochenende beschert, das uns außer Rikka shōfūtai alle derzeit aktuellen Ikebana-Stile nähergebracht hat. Da wir diesmal eine kleinere Truppe waren, konnte jede einzelne Teilnehmerin sehr ausführlich betreut werden. 

Begonnen haben wir am Freitagnachmittag mit Rikka shimpūtai, wofür uns eine schöne Auswahl an Herbstmaterialien und Gräsern zur Verfügung stand. Dadurch entstanden vielfältige Arbeiten und jedes Arrangement besaß seinen eigenen Charme. Wer wollte, widmete sich offenen Punkten auf den Prüfungsbögen, wobei unter anderem ein entzückendes modernes Shōka nana-kusa gearbeitet wurde. 

Am Samstag ging es erst mit tatehana los, danach folgten ein Chrysanthemen-Shōka – wahlweise isshu-ike oder mit einem nejime aus kleinen Santini-Chrysanthemen – und ein modernes Shōka maze-ike mit drei Materialien. 
Da leider in letzter Minute mit den am Großmarkt verfügbaren Pflanzen jongliert werden musste (es gab einfach keine farblich zum Enzian passenden kleinen Sommerastern und Blau-Lila zu Blau hätte seltsam ausgesehen), fiel das Arrangieren mit dem Alternativmaterial in die Kategorie anspruchsvoll bis schwierig. 
Die fusseligen weißen Herbstastern waren ziemlich wild gewachsen und besaßen extrem dünne Stiele, wodurch sie sogar im kusa-mono-kenzan schlecht zu fixieren waren. Aber die Damen, die sich für dieses Arrangement entschieden, haben die Sache bravourös gemeistert. Zum Ausklang des Tages stand Shōka shimpūtai auf dem Programm. 

Wie meistens am Workshop-Sonntag lag der Schwerpunkt auf Freestyle. Passend zum Herbstmaterial und den verfügbaren Gräsern wurde kreativ im Körbchen gearbeitet, danach gab es ein geteiltes Arrangement mit Montbretien als Hauptmaterial und ein Freestyle mit kleinen Sonnenblumen. 
Die knallig-pinkfarbenen Celosien, die als Kontrastmaterial dienten, waren nicht gefärbt, sondern wiesen von Natur aus diese ungewöhnliche Farbe auf. Manchmal gibt es eben auch schräge Materialkombinationen, schließlich soll die Fantasie angeregt werden. 
Die Zeit ist wieder viel zu schnell vergangen und gerade als wir so richtig im Flow waren, mussten wir auch schon wieder zusammenpacken und aufräumen. Für Wien war das in diesem Jahr der letzte Workshop, der nächste steht erst wieder im Februar auf dem Programm. Aber im Oktober gibt es immerhin eine weitere Workshop-Gelegenheit in Passau. 

Hier nun ein kleiner Einblick in die entstandenen Arbeiten, immer nur wenige Beispiele je Arrangement-Typ.


Dienstag, 24. September 2024

Freestyle im kreativen Gefäß

Unser Übungsabend war diesmal überaus kreativ, schließlich stand Freestyle mit Herbstmaterial in einem unüblichen Gefäß auf dem Programm. Beim Container konnte es sich um V- oder U-Vasen handeln, um Bogenvasen, Würfel, Hängegefäße oder sonstige Behälter. Erlaubt war, was gefällt und von den gewohnten Übungsgefäßen wie länglicher Schale oder Block abweicht. 
Das Material sollte selbst zusammengestellt werden und nur für einige Wenige gab es ein Überraschungspaket vom Großmarkt. Die Auswahl an Herbstmaterialien ist ja ziemlich umfangreich, wobei Chrysanthemen in verschiedenen Größen und Blütenformen häufiger gewählt wurden. Diverse Gräser und Hagebutten kamen ebenfalls vor. 
Neben den Arbeiten vor Ort wurden wieder einige Hausübungen arrangiert, die ebenfalls in der Galerie zu finden sind. Wie man sieht, waren die Damen und Herren sowohl bei der Wahl der Gefäße als auch bei der Gestaltung der Arrangements überaus einfallsreich.

Da unser Herbstworkshop bereits in wenigen Tagen stattfinden, waren die geplanten Arrangements und die möglichen Materialien natürlich ebenfalls ein Thema. Außerdem findet am 5. Oktober – und der ist gar nicht mehr fern – die Lange Nacht der Museen statt, bei der wir im Gartenbaumuseum einige Arbeiten ausstellen werden. 
Nichts Kompliziertes und auch alles möglichst standfest, denn die Arrangements stehen im ersten Stock in der Nähe der Gewinnausgabe der Tombola und sind nicht bewacht. Da sich dort erfahrungsgemäß viele Besucher*innen aufhalten, die gerne mal testen wollen, ob die Pflanzen denn echt sind, müssen unsere Arrangements doch einiges aushalten. Aber bisher gab es nie irgendwelche Probleme. Lassen wir uns überraschen, wie es in diesem Jahr so läuft. 

Hier nun unsere kreativen Freestyle-Arbeiten.