Obwohl durch die derzeit grassierende Erkältungswelle personell ziemlich geschwächt, haben wir uns gestern an eine Ikebana-Form herangetastet, die wir im regulären Unterricht bisher noch nicht behandelt haben. Es handelt sich um henka-kei, eine veränderte Shōka-Form, genauer gesagt um ein mūkō-gake. Diese reduzierte Form eignet sich gut als Übung für spätere Sonderformen wie Mond oder den oberen Teil eines nijū-ike.
Ein mūkō-gake ist ein Ikebana, das den Eindruck von Pflanzen vermittelt, die auf einer steilen Klippe wachsen und ihre Triebe ausschwingen oder herabhängen lassen. Der shin wird also nicht aufrecht, sondern kaskadierend gearbeitet und soe bildet das aufstrebende Gegenstück.
In den meisten Fällen hängt mūkō-gake an der Rückwand der tokonoma und man verwendet Körbe oder spezielle Hängegefäße dafür. Man kann es aber auch in schlanken, hohen (Bambus)Vasen arbeiten, die auf dem Boden der tokonoma (oder auf einem Tisch) stehen.
In modernen mūkō-gake-Gefäßen kann man sogar im kenzan arrangieren und muss sich nicht mit einem kubari herumplagen. Allerdings wird der Fuß im kubari wesentlich eleganter.
Da es in den meisten Ikebana-Haushalten schlichte, zylindrische Vasen gibt, haben wir solche Gefäße für das Erarbeiten der Grundform verwendet. Unsere kleinen kenzan, die in die Vasen hineinpassen, sind leider alle recht grob genagelt, weshalb wir doch ziemlich mit der Materie gekämpft haben. Als Zweigmaterial hatten wir nämlich rosa Schneebeere zur Verfügung und deren Stiele waren extrem dünn.
Vermutlich hätten wir uns mit kubari leichter getan, aber eine neue Form üben und gleichzeitig kubari verwenden, das kann abschreckend wirken.
Es war sowieso relativ schwierig, entsprechend überhängende Zweige aufzutreiben, da die Stadtgärtner überschwänglichen Gebrauch von ihren Heckenscheren gemacht und die wunderbar schwingenden Schneebeerenhecken gnadenlos zurechtgestutzt haben. Jetzt zieren korrekt getrimmte Hecken die Straßenränder und nur gelegentlich konnte sich ein etwas längerer Zweig dem Schnitt entziehen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um passendes Material zu schneiden. Aber da die Vasen in der Regel sowieso nicht besonders groß sind, haben wir unser Auslangen gefunden.
Für nejime haben wir kleine, leuchtend gelbe Santini-Chrysanthemen genommen. Eine der Damen hat sehr schöne Spirea gefunden und sie mit dunklen Chrysanthemen kombiniert.
Außerdem hat eine weitere Teilnehmerin die Gelegenheit genutzt und mit schönen großen Chrysanthemen klassisch im usubata arrangiert.
Es war ein sehr konzentriertes Arbeiten und nach einigen Anläufen und viel Gegrummel über nicht stehen bleibende Zweige haben wir passable Ergebnisse erzielt. Für einen ersten Versuch gar nicht schlecht. Der Transport zum Fotoplatz hat allerdings wieder einige Linien ein wenig durcheinandergebracht.
Lassen wir uns überraschen, was an Hausübungen eintrudeln wird.