Mittwoch, 24. Mai 2017

Pfingstrosenträume

Pfingstrosen dürften zu den Lieblingspflanzen unserer Ikebanesen zu zählen. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass Übungsabende zu diesem Thema so überaus gut besucht sind. 
Der Seminarraum der ÖGG war jedenfalls gestern mit allen verfügbaren Tischen vollgestopft und wir haben es gerade noch geschafft, dass jede der Damen ein Plätzchen gefunden hat. Die Abstände zwischen den Tischen waren dadurch sehr knapp, was zu einigem Gedränge bei den Korrekturen geführt hat. Aber schlussendlich ist alles ohne gröbere Verzögerungen (und ohne Missgeschicke) über die Bühne gegangen. 

150 rote und 30 weißblühende Pfingstrosen standen für Shōka shōfūtai (mit 7 Blüten) und natürliches Jiyūka zur Verfügung. Und das Material wurde fast bis auf den letzten Stiel verarbeitet. 
Diesmal hatten wir mit den Pfingstrosen großes Glück. Straffe und trotzdem halbwegs elegante Stiele und ein feines, gut erhaltenes Laub zeichnete das kazai aus. 
Die Blüten für das Shōka waren noch ziemlich geschlossen, daher werden die Damen lange Freude daran haben. Die kürzeren Exemplare für das Jiyūka (es handelte sich um einfachblühende rote Päonien und eine halbgefüllte weiße Sorte) waren bereits teilweise aufgeblüht und brachten somit die nötige Üppigkeit in das Arrangement. 
Neben einem natürlichen Jiyūka isshu-ike in 2 Farben wurde auch ein kreativeres Arrangement im Körbchen in Kombination mit Zweigen und Glockenblumen vorgeführt. Dadurch konnte sich speziell der Nachwuchs mit den unterschiedlichen Arrangier-Möglichkeiten vertraut machen. 

Eine unserer Damen arbeitete mit Wiesenblumen anstelle von Pfingstrosen, da sie beim letzten Übungsabend einige Schwierigkeiten mit dem Material hatte und üben wollte. Diesmal sind ihr die beiden Arrangements sehr gut geglückt.

 

Freitag, 12. Mai 2017

Monatstreffen Ikebana International


Auch das Monatstreffen von Ikebana International Chapter Vienna #223 in der Studiogalerie stand im Zeichen von Körbchen und (Wiesen)Blumen. Und zwar sollte (nach Sogetsu-Maßstäben) entweder traditionell oder modern arrangiert werden. Wobei sich die Begriffe traditionell bzw. modern nicht nur auf Befestigungstechnik und Materialzusammensetzung bezogen, sondern auch auf die Form und Art des Korbes. 
Für die klassische Variante verwendeten die Damen und Herren der Sogetsu-Schule also kenzan, kubari oder gar kein Hilfsmittel in den Gefäßen (Steckmasse ist in diesem Fall verpönt) und fünf oder sieben unterschiedliche Gräser und Blumen. Und die sollten von der Wiese und nicht aus dem Garten oder der Blumenhandlung kommen. In moderner Ausführung dürften die Regeln nicht ganz so strikt sein. 
Die Damen und Herren waren sehr fleißig, einige bespielten sogar zwei oder mehr Körbchen unterschiedlichster Form und Farbe.
Mein Beitrag bestand in einem Jiyūka aus Akelei, wilder Karotte und Gräsern in einer hellen antiken Korbvase ohne Henkel. Und ich benutzte sehr wohl Steckmasse, obwohl ich das Zeug eigentlich nicht wirklich mag - viel zu viele Krümel.....

Viele der Körbchen, die zum Einsatz kamen, stammen aus einem winzigen Geschäft in Kamakura. Die Mitglieder des Wiener Chapters, die an der Weltkonferenz dieses Frühjahr in Okinawa teilnahmen, nutzten den Aufenthalt zu einem Abstecher und plünderten den Laden. 

Anschließend an den praktischen Teil und die Besprechung der einzelnen Werke fand die Generalversammlung des Chapters statt. Das Ikebana International-Jahr endet ja mit Ende Juni und die nächste Periode beginnt dann wieder im September. 
Neben den Berichten der Vorstandsmitglieder wurden die kommenden Projekte besprochen. Das Chapter nimmt an der Langen Nacht der Kirchen am 9. Juni teil und zwar mit einer Ausstellung in der Kirche bei der Uno-City. Außerdem nähert sich die große Jubiläumsausstellung im WUK im Oktober, da müssen noch viele Entscheidungen getroffen werden. 
Zudem gibt es Pläne, nach der Regionalkonferenz 2018 in Brügge die Ichiyo-Meisterin Corrie van der Meer-Fischer für ein Seminar nach Wien einzuladen.

 

Mittwoch, 10. Mai 2017

Wiesenblumen - oder doch nicht?


Wiesenblumenarrangements im Körbchen sind immer hübsch anzusehen, da sie meist etwas Wildes, Ursprüngliches vermitteln. Gerade so, als ob man gerade über die Wiese oder durch den Garten/Park gegangen wäre, wahllos Blumen abgeschnitten und diese dann in den nächstbesten Korb gesteckt hat. 
Hinter dieser Leichtigkeit steckt aber einiges an Planung und auch das Arrangieren ist nicht ganz so einfach, wie das Ergebnis vermuten lässt. 

Dieses Jahr sind wir fast ein bisserl zu früh dran mit den Wiesenblumen, die hätten noch gut eine Woche Zeit vertragen. Dann wären sicher mehr Blumen zu finden gewesen. Aber das Programm wird im Herbst erstellt und da kann keiner voraussagen, wie denn der Winter werden wird. Vielleicht sollten wir uns einen Parapsychologen oder Hellseher in der Gruppe zulegen. 

Also haben wir das Pflanzenspektrum in Ermangelung passender Wiesenblumen ganz einfach erweitert und um Garten- und Balkonpflanzen ergänzt. So konnte schließlich jede der Damen ihren Korb mit entsprechenden kazai befüllen. 
Und diesmal konnten wir eine besonders große Auswahl an unterschiedlichen Korbformen bewundern: Da gab es flache Henkelkörbchen, runde Exemplare, Korbvasen, original japanische Körbchen mit und ohne Henkel, Flohmarktschnäppchen, antike Stücke usw. 
Der Inhalt reichte von "echten" Wiesengewächsen über bunte Mischungen bis hin zu reinen Gartenpflanzen. 

Alle hatten ihren Spaß und es war eine harmonische Runde. Eine unserer Damen war ganz besonders fleißig und hat in einer Celadonvase ein süßes Nageire mit Spirea und kleinen Rosen arrangiert. Diese Zwischenprüfung hat sie sich mit Bravour verdient.