Dienstag, 21. Juli 2020

Freestyle mit Wasser als Gestaltungselement

Nur zwei Tage nach unserem Shōka-Workshop trafen wir uns schon wieder in der ÖGG, diesmal zum Übungsabend. 
Der Witterung und Jahreszeit entsprechend lautete das Thema "Freestyle mit alternativer Befestigung und Wasser als Gestaltungselement". Ein recht sperriger Titel, aber Zweck unseres Treffens war, auch einmal ohne kenzan zu arrangieren und dabei nicht nur auf Blumen und Gefäß zu achten, sondern das Wasser als Stilmittel miteinzubinden. 

Ein Gestaltungsvorschlag lautete, eine große Schale zu verwenden und die Blumen quasi über der freien Wasserfläche schweben zu lassen. Dafür bietet sich eine Technik an, Steckmasse am Rand der Schale zu befestigen und diese als Halterung für die Blumen zu verwenden. 
Eine weitere vorgeschlagene Möglichkeit bestand ebenfalls in einer weiten Schale, in der mittels Saugnäpfen und Draht gearbeitet wird. 
Die dritte Alternative war die Verwendung eines Glasgefäßes, in dem mit Draht, Saugnäpfen, Hydrogel-Perlen oder diversen Kombinationen dieser Techniken arrangiert wird. Nun, wir haben alle Möglichkeiten ausprobiert und konnten wieder einmal richtig basteln und spielen. 

Als Material boten sich die Reste vom Workshop an, die mit diversen Gartenpflanzen, Wildblumen und Gräsern kombiniert wurden. Für solche Arrangements braucht man nicht sehr viel Material, denn die Leichtigkeit der Blumen in Verbindung mit der freien Wasserfläche schafft einen entzückenden Eindruck. Das gilt besonders für die "schwebenden" Blumen. 

Die Hydrogel-Kugerl sind zwar ein interessantes Stilmittel, aber als Befestigungsmaterial sind sie nicht ganz so gut geeignet. Höchstens in Vasen, die nach oben hin enger werden, sodass die Kugeln nicht rausquellen können. Oder aber in Verbindung mit der Klebeband-Technik, die den Pflanzenstielen den nötigen Halt verleiht. 
Auch die Saugnäpfe direkt als Blumenhalter zu verwenden, erfordert viel Übung, damit die nötige Leichtigkeit erzielt wird. Da ist es einfacher, ein Drahtgerüst mit diesen Saugnäpfen im Gefäß zu verankern und den Draht als Blumenhalter zu verwenden. Beim nächsten Versuch wird es sicher schon einfacher, denn wie heißt es so schön: Übung macht den Meister.
Aber wir hatten unseren Spaß und konnten uns kreativ austoben.


 

Samstag, 18. Juli 2020

Shōka-Workshop

Dieses Wochenende konnten wir zumindest einen der beiden coronabedingt abgesagten Workshops in der ÖGG nachholen. Zwar mit Teilnehmerbeschränkung und entsprechenden Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen, aber immerhin konnten wir uns intensiv mit Shōka shōfūtai und Shōka shinpūtai beschäftigen. 
Nach der doch recht langen Pause haben wir geradezu danach gelechzt, uns wieder in der Gemeinschaft mit Ikebana beschäftigen zu können. Es ist schließlich wesentlich lustiger, zusammen an einem Thema zu arbeiten, man tauscht sich aus, sieht, wie andere ein bestimmtes Thema umsetzen und holt sich Anregungen und Tipps, wie man Dinge verbessern könnte. Das funktioniert zwar bis zu einem gewissen Punkt auch über Fototausch und Fernunterricht, aber gemeinsam macht es einfach mehr Spaß. 

Das Programm fokussierte sich auf Arrangements, die nicht so häufig gearbeitet werden, weil während der regulären Übungsabende oft die Zeit dafür fehlt. 
Wir begannen am Freitagnachmittag mit einer Theorie-Einheit über die Unterschiede zwischen dem standardmäßigen Shōka shōfūtai nishu-ike und einem Shōka maze-ike mit zwei oder auch drei Materialien. 
Dann behandelten wir Shōka sanshu-ike, sowohl als hito-kabu-ike als auch in der geteilten kabu-wake-Form unter besonderer Berücksichtigung der Material-zusammenstellung. Vorgeführt wurden danach ein maze-ike mit Goldrute und Kornblumen, ein sanshu-ike aus Ammi, Plattährengras und Spraynelken, sowie ein sanshu-ike kabu-wake aus Agapanthus, gestreiften Aspidistrablättern und Eustoma. 

Besonders das geteilte Shōka sanshu-ike war ziemlich neu für uns, haben wir uns bisher doch vorwiegend mit den traditionellen Formen sui-riku-ike und gyōdō-ike beschäftigt. Zwar gelegentlich auch aus drei Materialien gearbeitet, aber immer war mindestens eine Wasserpflanze im Arrangement vorhanden. 
Diesmal wurden aber explizit drei verschiedene Landmaterialien verwendet. In der modernen Form des Shōka sanshu-ike ist es schließlich zulässig, Pflanzen verschiedener Habitate (Wasser- oder Landpflanzen) auch innerhalb einer kabu zu mischen. Etwas, das im traditionellen Shōka, das zudem (bis auf einige wenige Ausnahmen) aus maximal zwei Pflanzenarten arrangiert wird, strikt verboten ist. Die generellen Shōka-Regeln sind zwar auch im sanshu-ike anzuwenden, aber die Freiheit im Ausdruck ist doch bereits wesentlich größer als in den traditionellen Arrangements. 

Der Samstag bescherte uns dann den Vergleich zwischen Shōka shōfūtai gyōdō-ike und Shōka shinpūtai kabu-wake. Danach durfte nach Lust und Laune noch mit Shōka shinpūtai in unterschiedlichsten Materialkombinationen herumexperimentiert werden. 
Es wurde explizit darauf hingewiesen, dass das, was wir als gyōdō-ike gearbeitet haben, streng genommen nicht so genannt werden dürfte. Wir hatten Schachtelhalme (eine Sumpfpflanze) und Calla (eine Landpflanze) zur Verfügung. Gemeinsam mit einem dritten Material wäre das Arrangement ein modernes sanshu-ike kabu-wake, aber als nishu-ike ist es so eigentlich nicht erlaubt. In Ermangelung von Binsen und Iris haben wir unsere beiden Materialien einfach zu Wasserpflanzen erklärt, damit wir die Grundlagen dieser Ikebana-Form üben konnten. 
Die Callatöpfchen hatten leider sehr kurze Blätter und Blüten (und noch dazu waren alle fast gleich groß), weshalb wir mekabu nur in einer niedrigen und minimalistischen Variante arbeiten konnten. Aber der Wille zählt und das Prinzip haben wir kapiert. 

Eine der Pflanzen für das Shōka shinpūtai kabu-wake hat uns alle begeistert. Es gab – um die Unterschiede zum gyōdō-ike hervorzuheben – zwar ebenfalls Schachtelhalm und Calla (diesmal als Schnittblume ohne Blätter), dazu kam dann noch Wiesenknopf als drittes Material. Damit haben wir bisher auch noch nicht gearbeitet und der wilde und doch zarte Ausdruck der rötlichen Blütenbommel war einfach wunderbar. Hier entstanden viele komplett unterschiedlich wirkende Arbeiten. 

Zwei der Damen waren auch an der Prüfungsfront tätig: Es wurden ein stehendes Boot mit Ballonblumen und ein Freestyle in einer hohen Vase gearbeitet. Besonders das Freestyle-Werk war in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine Zwischenprüfung für das erst dritte Diplom handelt, sehr gut gemacht. 
Hier nun einige Arbeiten, die während unseres Workshops entstanden sind. Von jeder Teilnehmerin ist zumindest ein Arrangement zu sehen und alle gearbeiteten Stile sind vertreten.

Shōka shōfūtai nishu-ike maze-ike
Shōka shōfūtai nishu-ike kabu-wake
Shōka shōfūtai sanshu-ike
Shōka shōfūtai sanshu-ike kabu-wake
Shōka shinpūtai
Shōka shinpūtai kabu-wake
Prüfungsarrangements

Mittwoch, 8. Juli 2020

Tanabata-Fest

Das kann ja nur ein glückliches Vorzeichen sein! Pünktlich zum Tanabata-Fest konnten wir wieder mit unseren Übungsabenden durchstarten. Natürlich nur unter Auflagen, beispielsweise mit begrenzter Teilnehmerzahl und auch eine vorherige Anmeldung ist zwingend erforderlich. Aber immerhin dürfen wir uns wieder in der Gemeinschaft mit Ikebana beschäftigen – das macht dann gleich doppelt soviel Spaß. Die Maske ist zwar manchmal etwas lästig, aber die brauchen wir eh nur während der Korrekturrunden, wenn wir uns nahe kommen. 

Schon der morgendliche Großmarktbesuch gestaltete sich spannend: Wie viele der Händler würden wir nicht wiedersehen und was hat sich seit März alles verändert? Aufgrund der Urlaubszeit waren zwar einige Stände verwaist, aber unsere bevorzugten Händler haben alle überlebt. Die Preise haben allerdings gehörig angezogen. 
Das Angebot war zwar deutlich reduziert, trotzdem wurden wir fündig. Auch konnten wir bereits Material für den kommenden Shōka-Workshop vorbestellen. Hoffentlich kriegen wir es auch, was wir wollen. 

Um unseren Neustart gebührend zu feiern – und um das Tanabata-Fest zu würdigen – haben wir uns auf die Farben Rosa und Blau festgelegt, die eventuell durch Weiß unterstützt werden sollten. Das Programm versprach ein Shōka shōfūtai sanshu-ike bzw. Freestyle für den Nachwuchs. 
Welche Pflanzen sollten wir also auswählen? Beim Händler, der uns die Schachtelhalme für den Workshop besorgen sollte, gab es wunderbare, gestreifte Aspidistrablätter mittlerer Größe, denen wir nicht widerstehen konnten. Drei Stück pro Nase, damit sollten wir etwas anfangen können. 
Blaue Blumen in ausreichender Anzahl und passender Größe waren schon schwieriger zu finden, aber schließlich entdeckten wir doch noch Schnittenzian. Davon gab es ebenfalls drei Exemplare für jeden. 
In Rosa liefen uns schließlich heimische Polyantha-Rosen mit süßen kleinen Blüten und einer für Shōka optimalen, langen Verzweigung über den Weg. Drei Stiele für zwei Personen sollten reichen. Eigentlich wäre ja ein Stamm pro Arrangement genug gewesen, aber so schwierig sollte das erste Arrangement nach der langen Pause auch nicht werden. 

Bei der Gestaltung des Shōka sanshu-ike hielten wir uns an die Variante, jede yakueda aus einem anderen Material zu arbeiten. Also shin + ashirai aus dem Enzian, Aspidistra für soe und die Rosen für die tai-Gruppe. 
Wenn die Aspidistrablätter größer/länger gewesen wären, hätte eine Variante sicher gut ausgesehen, bei der shin und soe aus Aspidistra, der tai aus den Rosen und ein ashirai aus Enzian gearbeitet wird. So aber stand die Kombination Blau-Rosa im Mittelpunkt, die mit einigen wenigen weißlichen Akzenten unterstützt wurde. Perfekt für Tanabata. 

Das Freestyle-Arrangement wurde ebenfalls recht natürlich gearbeitet, in starker Anlehnung an ein Moribana. Enzian hoch, die Rosen als tai-Blumen und die Aspidistra sorgten für die nötige Bewegung und Dichte. 
Ein gelungener Wiedereinstieg, der beim Workshop kommende Woche hoffentlich eine erfolgreiche Fortsetzung finden wird. Da werden wir uns intensiv mit Shōka shōfūtai und Shōka shinpūtai beschäftigen.