Donnerstag, 28. Oktober 2021

Gelbe Blütenwolken

Das alljährliche Chrysanthemen-Arrangement wurde heuer in Form eines Shōka shōfūtai isshu-ike mit mehrblütigen Spinnenchrysanthemen gearbeitet. Keine leichte Aufgabe, denn das Ausschneiden der Blüten erfordert doch etwas Geschick und viel Übung. 
Wichtig ist, dass man sich nicht durch die unzähligen Blüten verwirren lässt, sondern sich auf die Linie konzentriert. Man verfolgt die Biegung des Hauptstammes, achtet darauf, dass die Blüten in die richtige Richtung zeigen und schneidet alles Überflüssige weg. 

In der Theorie ganz einfach, und nachdem man unzählige Stiele verhunzt hat (weil man natürlich genau jene Blüte weggeschnitten hat, die man eigentlich gebraucht hätte oder man den Stiel falsch gedreht in Händen gehalten hat), klappt es auch ganz gut. Wie man sieht, können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein.

Der Vorteil von Spinnenchrysanthemen liegt darin, dass die Blüten in mehreren Ebenen angeordnet sind, auf eleganten Trieben sitzen und die Blütengrößen meist ganz gut variieren. Auch sind die Verzweigungen lang genug, dass man speziell für tai-saki mit einem kräftigeren Stamm (+ Blatt in der richtigen Position) arbeiten kann. 
Die meisten anderen mehrblütigen Chrysanthemensorten sind für ein isshu-ike weniger geeignet, denn üblicherweise sind entweder alle Blüten gleich groß, oder die Verzweigungen sind so angelegt, dass sich die meisten Blüten auf einer Höhe befinden. Wir hatten also großes Glück mit unserem Material.

Zwei unserer Damen haben mit einzelblütigen Exemplaren geübt und zusätzlich sind auch drei Freestyle-Arbeiten entstanden.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Alternative Befestigung

Das Thema des ersten Oktober-Übungsabends lautet "Ikebana im Glasgefäß mit alternativer Befestigung". Das bedeutet, dass weder kenzan noch Steckmasse verwendet werden dürfen, sondern die Fixierung der Pflanzen auf eine andere Art erfolgen muss. 
Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass ein transparentes Glasgefäß auch das Geschehen innerhalb der Vase erkennen lässt. Was sonst im Dunkel unterhalb des Vasenrandes passiert, wird nun gnadenlos offengelegt. 
Dadurch wird die Aussage "was unterhalb der Wasseroberfläche passiert, geht niemanden etwas an" – häufig verwendet, wenn mit kubari in der Nageire-Technik gearbeitet wird – ad absurdum geführt. 

Also geht es bei der gestellten Aufgabe darum, sowohl auf ein interessantes Arrangement, als auch auf einen sauberen Unterbau und eine unübliche Befestigungstechnik zu achten. Ganz schön herausfordernd…. 

Bei einer alternativen Befestigung muss man sich zuerst entscheiden, ob diese unauffällig sein soll, oder als Teil des Gesamtarrangements angesehen wird.
Unauffällige Methoden können beispielsweise transparente Klebestreifen sein, die gitterartig über die Vasenöffnung geklebt werden. In den Zwischenräumen werden dann die Materialien eingesteckt, wobei der Unterbau eventuell kaschiert oder aufgehübscht wird. Auch Foldback-Klammern oder transparente Saugnäpfe mit Ösen oder Ringen leisten in Glasgefäßen gute Dienste. 

Bei den dekorativen Befestigungsmethoden gibt es unzählige Möglichkeiten. Aluminiumdraht (keinesfalls Eisendraht nehmen, der beginnt beinahe sofort zu rosten), in Streifen geschnittene PET-Flaschen, dekorative und stabile (Spiegel)Folien, Glaskies, Hydrogele, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. 

Es kommt immer auch darauf an, wo das Arrangement aufgestellt und aus welcher Perspektive es betrachtet wird. Das verwendete Material sollte entsprechend leicht sein, um zum Charakter der Vase und zur Befestigungsmethode zu passen. Für solche Alltagsikebana braucht man nicht viele Pflanzen. Lediglich sollte man darauf achten, dass alles zum Anlass passt und vielleicht auch noch die Jahreszeit berücksichtigt wird.

Mit Ausnahme der Folien sind eigentlich alle Befestigungstechniken zur Anwendung gekommen. In einer undurchsichtigen Glaskugel wurde ein Drahtgitter als Blumenhalter verwendet. Und eine unserer Damen hat ihr neuestes, selbst hergestelltes Raku-Gefäß ausprobiert. Auch hier wurde mit alternativer Befestigung in Form von Drahtschlingen gearbeitet. 

PET-Streifenmethode

Hydrogel-Kugerl

Klebestreifenmethode

Foldback-Klammer

Saugnapfmethode mit und ohne Draht

Glaskiesmethode

Drahtgitter-Methode

Sonntag, 3. Oktober 2021

Lange Nacht der Museen 2021

Nach der Absage im Vorjahr konnte heuer wieder die lange Nacht der Museen im Gartenbaumuseum stattfinden. Und wie bei jeder dieser Veranstaltungen präsentierte sich auch die ÖGG mit Beiträgen der Fachgruppen Blumenstecken nach der Wiener Schule und Ikenobō Ikebana. 
Die Blumensteckerinnen dekorierten den Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss, während wir unsere Arbeiten im Obergeschoss vor dem Eingang zur ÖGG präsentierten. 

Viel Platz hatten wir ja nicht zur Verfügung, also begnügten wir uns mit 5 Arrangements: Zwei Freestyle und je ein Shōka shōfūtai, Shōka shinpūtai und Rikka shinpūtai. 
Die beiden Shōka wanderten in die Vitrinen, wo die Vasen samt Inhalt etwas geschützt standen, das Rikka fand einen schönen Platz vor der Wand neben der Gewinnausgabe der Lotterie und die Freestyle-Arbeiten begrüßten die Besucher am Treppenaufgang. Die Gewinnausgabe ist seit jeher ein Garant dafür, dass sich die BesucherInnen ins obere Stockwerk verirren und dann erfreut sind, dass sie dort zusätzlich Ikebana vorfinden.
Passend zum Motto der Veranstaltung – Die Welt der Düfte – verwendeten wir Materialien, die sowohl einen herbstlichen Eindruck vermittelten als auch die Nase mit unterschiedlichen Duftnoten umschmeichelten. 

Im Vergleich zu den vergangenen Veranstaltungen waren diesmal deutlich weniger BesucherInnen zu verzeichnen. Die Maskenpflicht im Museum und die Abstandsregeln haben sicher einen Einfluss gehabt. Die Auswertung der Besucherzahlen wird zeigen, ob das nur im Gartenbaumuseum der Fall war, oder ob generell weniger Nachtschwärmer unterwegs waren. 
Der Außenbereich und der Schulgarten waren wieder sehr stimmungsvoll beleuchtet und dekoriert und die Feuerschalen trugen das Ihre dazu bei, den Aufenthalt angenehm zu gestalten.