Montag, 29. März 2021

Freestyle mit nonfloralem Material

Die April-Hausübung beschäftigt sich wieder mit Freestyle, diesmal aber unter Verwendung von nonfloralem Material. Die Theorie dazu steht im 2007 veröffentlichten Ikenobō Ikebana Introductory Freestyle Curriculum.

Headmaster Ikenobō Sen'ei erklärt darin seine Vision von Freestyle, die vorwiegend auf dem Ausdruck von yoroshiki-omokage (Schönheit des Originaleindrucks einer Pflanze) basierend auf somoku-no-fukyo (innewohnende Schönheit lebendiger Pflanzen) beruht. Die Grundidee liegt in der Beobachtung lebendiger Pflanzen mit dem Ziel, eigene Gefühle/Empfindungen durch die natürliche Schönheit der umgebenden Natur ausdrücken zu können. 

Pflanzen sind die Bausteine des Ikebana und besitzen ihre eigene, dynamische und lebendige Art von Schönheit. Die Kombination der Charaktere und Eigenschaften der Pflanzen führt dann in der Gesamtheit zu einer neuen Art von Schönheit. Den Pflanzen werden Rollen zugewiesen, wie "Hauptdarsteller", "Gegenspieler" und "Nebendarsteller". Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, warum man welches Material aussucht und wie es angeordnet wird.

Obwohl lebendige Pflanzen das Hauptelement eines Ikebana darstellen, wird nonflorales oder bearbeitetes Material verwendet, wenn die lebendigen Pflanzen allein nicht ausreichen, das Thema der Arbeit adäquat auszudrücken. Ein anderer Grund liegt im Versuch, die Schönheit der lebendigen Pflanzen zu betonen, indem sie mit nonfloralem Material kombiniert werden. Das bedeutet, dass nonflorale und/oder bearbeitete Materialien Effekte erzielen, die mit lebendigen Pflanzen allein nicht erreicht werden können. 

Nonflorale Materialien werden verwendet, weil der Arrangierende während des Arbeitens glaubt, dass diese für den gewünschten Ausdruck erforderlich sind. Trotzdem kann ihre Verwendung nicht automatisch mit einer Aufwertung des Arrangements gleichgesetzt werden. Es muss eine Übereinstimmung mit dem gewünschten Ausdruck vorhanden sein. Eine unbedachte Verwendung kann die natürliche Schönheit der Pflanzen ruinieren und die Arbeit billig und effekthaschend erscheinen lassen.

Soweit die Theorie – in der Praxis ist es weitaus schwieriger, ein harmonisches Zusammenspiel von floralem und nonfloralem Material zu erzielen. Da ist viel Üben angesagt.


Und auch diesmal zusätzliche Arrangements und Prüfungsarbeiten


Montag, 15. März 2021

Freestyle-Kombination

Am Mädchenfest haben wir uns brav abgearbeitet, jetzt ist es Zeit für ein neues Thema. Und das lautet diesmal "Freestyle in 2 oder mehr Gefäßen". Schluss mit der Beschränkung auf bestimmte Farben, jetzt darf die Farbpalette wieder voll ausgeschöpft werden und jede Arrangierende kann ihre Lieblingsfarben wählen. 

Bei Kombinationsformen wird es sich in den meisten Fällen um den Basis-Stil 3 handeln, da die Gefäße oft in die Tiefe versetzt angeordnet werden, um Perspektive zu erzeugen. Im Moribana- oder Nageire-Stil, sowie in den gemischten Kombinationsformen gab es früher relativ genaue Vorschriften, worauf bei den Einzelarrangements geachtet werden sollte. Im derzeit gültigen Freestyle hingegen ist so ziemlich alles erlaubt. 

Das beginnt bei der Wahl der Vasen und Materialien und beinhaltet zudem die Anordnung der Gefäße. Vasen können identisch in Form, Farbe und Größe sein und es dürfen außerdem Gefäße gleicher Form und Farbe, aber von unterschiedlicher Größe kombiniert werden. Identische Form und Größe in verschiedener Farbe ist ebenfalls möglich und schlussendlich dürfen sogar komplett unterschiedliche Behältnisse zusammen verwendet werden – solange die Harmonie des Gesamteindruckes erhalten bleibt. 

Genau wie bei den Vasen gibt es auch keine Regeln, ob die Einzelarrangements unterschiedlich groß und/oder üppig sein sollen. Wichtig ist ein verbindendes Element, wobei es sich um bestimmte Pflanzen, Farben, Texturen oder auch die Ausrichtung der Materialien handeln kann. Andererseits hat es sich bewährt, wenn z.B. ein Pflanzenmaterial ausschließlich in einem Teilarrangement vorkommt. Das sorgt für Abwechslung und Spannung. 

Wenn man den perspektivischen Charakter der Arbeit betonen möchte, wird man ein kleineres Gefäß oder ein zarteres Arrangement in den rückwärtigen Teil der Gesamtkomposition stellen. Arbeitet man mit unterschiedlichen Gefäßfarben, entsteht ein völlig anderer Eindruck abhängig davon, ob die dunklere Vase vorne oder hinten steht. 

Lassen wir uns überraschen, was es für Beiträge geben wird.


Diverse andere Arbeiten - auch Prüfungsarrangements

Shōka shōfūtai und Shōka shinpūtai 

Freestyle

Shōka betsuden mae-zoe und klassisch gearbeitete Tazetten

Mittwoch, 3. März 2021

Puppen- oder Mädchenfest

Am 3. März wird in Japan traditionellerweise hina-matsuri, das Puppenfest gefeiert, ein Fest speziell für die (kleinen) Mädchen. Bis an diesem Tag im Jahr werden wunderschöne Puppen hervorgeholt und im traditionellen tatami-Zimmer ausgestellt. 

Dieser ganze Aufwand wird aber nur betrieben, wenn die Familie eine Tochter hat. Der Legende nach heißt es, wenn diese Puppen nicht bis zum 4. März wieder weggeräumt werden, wird die Tochter in diesem Jahr nicht heiraten. 

Die Puppen selbst stellen den Kaiser, seine Gemahlin und den ganzen Hofstaat samt Musikern dar. Je nach Größe gibt es dann auch noch diverses Mobiliar und andere schöne Deko. Alles im Stil der Heian-Zeit (794 bis 1185) gehalten. Von der Heian-Zeit heißt es, dass sie eine Blütezeit der Kunst und Kultur in Japan war. 

Puppen sind in Japan eine sehr interessante und mitunter auch gruselige Angelegenheit. Es gibt unzählige Geschichten von Puppen mit beinahe lebensechten Gesichtern, von Puppen mit Augen, die einem verfolgen, oder von Puppen, die über Nacht lebendig werden und schlimme Dinge tun. 

Die hina-Puppen sollen aber genau das Gegenteil bewirken. Sie sollen böse Geister in sich aufnehmen und dann beim hina-nagashi mit sich fort nehmen. Hina-nagashi war in alter Zeit ein Brauch, bei dem Stroh-Puppen in den Fluss geworfen wurden, damit sie gemeinsam mit den bösen Geistern auf Nimmerwiedersehen im Meer verschwinden. 

Die traditionelle Pflanze des Puppenfestes ist momo, die Pfirsichblüte (Prunus mume). Der Pfirsichbaum wächst – im Gegensatz zur "männlichen" Pflaume – in einer sanft gebogenen Form und die großen Blüten, die es von Weiß bis tief Dunkelrosa gibt, erscheinen wunderbar mädchenhaft. Sehr gerne wird Pfirsich mit wildem Senf (rapsähnliche Blüte, aber andere Blätter) kombiniert. Diese Kombination aus Rosa und Gelb wirkt besonders lieblich. 

Unsere neue Hausaufgabe besteht nun darin, Arrangements zum Mädchenfest zu gestalten, in welchen die traditionellen Farben vorherrschen sollen, die Pflanzen selbst aber frei gewählt werden können. Und selbstverständlich darf auch Gelb über Rosa dominieren, wenn euch das mehr zusagt.