Mittwoch, 29. März 2023

Palmkätzchenzeit

So kurz vor Ostern ist natürlich die perfekte Zeit, Ikebana mit Palmkätzchen zu üben. In diesem Jahr haben die Weiden schon sehr früh ausgetrieben, weshalb die Händler natürlich auch die Zweige zeitig geschnitten haben. Speziell die Ruten mit den großen Kätzchen sind daher bereits etwas 'knusprig' gewesen. 

Wir haben diesmal sehr interessante, stark verzweigte Weidenzweige mit dünnen Trieben und ganz kleinen Kätzchen bekommen, die auch noch frisch und gut biegbar waren. Nur das Wachstum war etwas wild, was speziell beim Nachwuchs im Shōka ein wenig herausfordernd war. 
Dazu kam, dass das nishu-ike mit kleinen Spraynelken für nejime gearbeitet werden sollte. Die Nelken waren ganz süß anzusehen und schön verzweigt, aber ebenfalls etwas schwierig in der Verarbeitung – die dünnen Stiele sind sofort geknickt, anstatt sich ein wenig in Form streicheln zu lassen. 
Leider waren auch die Blätter sehr unansehnlich. Aber das lässt sich bei Bundware, wo nur die Blütenköpfe zu sehen sind, im Vorhinein bedauerlicherweise nicht feststellen. Aber immerhin konnten wir bei den Nelken aus dem Vollen schöpfen, es waren genügend Stiele für jeden vorgesehen. 

Gut die Hälfte der Teilnehmer*innen hat sich für Freestyle entschieden und für ein frühlingshaftes Arrangement neben der Weide rote Ranunkeln, Waxflower, Alstroemeria, Traubenhyazinthe und eventuell auch Galax-Blätter verwendet. 
Die Ergebnisse unseres Übungsabends und eventuelle Hausübungen sind in der Galerie zu finden.

Freitag, 24. März 2023

Monatstreffen Ikebana International

Das Online-Meeting des Monatstreffens von Ikebana International Chapter Vienna #223 startete diesmal mit einiger Verspätung, da einerseits vor Ort Details zur Ausstellung während der Messe Wels besprochen wurden und andererseits das Thema des Treffens einen längeren Arbeitseinsatz erforderte. Es ging um 'Weben und Flechten von Weidenzweigen', wobei die Präsidentin Material aus ihrem eigenen Garten zur Verfügung stellte. 
Bei der Präsentation der Arbeiten waren teils sehr aufwändige Konstruktionen zu sehen. Viele der Arbeiten beschränkten sich auf die Web- oder Flechtarbeit an sich, wobei nur sparsam Blumen oder weiteres Material eingesetzt wurde. Die Werke wurden ohne Gefäß, liegend oder hängend und auch in Kombination mit Vasen und Schalen in Szene gesetzt. 

Mein Beitrag bestand aus einem Freestyle, für das Drehweidenzweige miteinander verflochten und ohne weitere Befestigung in einer Lackschale aufgestellt wurden. Unter den überwiegend kahlen Zweigen befand sich auch ein Ast, der bereits Blätter durchgetrieben hatte. 
Das Grundgerüst aus den Zweigen wurde mit Butterfly-Ranunkeln, einer kleinen Alstromerienblüte und etwas Waxflower ausgestaltet. Die rötlich-orange Farbe der Ranunkeln, die auch gelbe Akzente aufwiesen, harmonierten sowohl mit den Weidenzweigen als auch der gelben Alstromerie. Die weiße Waxflower mit den zarten grünen Nadeln schuf einen schönen Kontrast zur schwarzen Lackschale.

Mittwoch, 15. März 2023

Shōka sanshu-ike und Freestyle

Bei unserem gestrigen Übungsabend war Kreativität gefragt. Einerseits stand Shōka sanshu-ike auf dem Programm und andererseits wurde an einem Freestyle im zentripetalen Stil gebastelt. Aber der Reihe nach. 

Das Material für das Shōka war diesmal zugegebenermaßen ziemlich schwierig zu verarbeiten. Wir hatten alte Spirea-Zweige, die von Natur aus relativ stark gebogen waren und wilde Verzweigungen aufwiesen. Dazu gab es noch Pfirsichzweige und Iris. Es sollte also einem frühlingshaften sanshu-ike nichts im Weg stehen. 
Die Spirea war leider völlig unbeeindruckt von jeglichen Biegeversuchen, weshalb die Arbeiten auch ziemlich bewegt ausfielen. Es war schlicht nicht möglich, die Zweige zu einer etwas ruhigeren Form zu überreden. 
Im Kontrast zur Spirea waren die Pfirsichzweige hingegen sehr gerade gewachsen und für eine Verwendung als shin in den meisten Fällen zu kurz. Zwei der Damen hatten etwas längere Exemplare ergattert und konnten somit einen anderen Entwurf umsetzen. 
Um den Kontrast zwischen Spirea und Pfirsich etwas auszugleichen und Ruhe ins Zentrum der Arbeit zu bringen entschieden wir, maze-ike zu arbeiten und die Pfirsichzweige sowohl in den soe als auch in die tai-Gruppe wirken zu lassen. 
Die Iris für den tai hatten wieder einmal gekappte Blätter, also mussten wir die Blattspitzen entsprechend zuschneiden. Das Aus- und Wiederanziehen der Blätter hat hingegen ganz gut funktioniert. 

Unsere Arbeiten sind diesmal wilder und nicht unbedingt völlig der Shōka-Form entsprechend ausgefallen, aber Shōka sanshu-ike gewährt ja doch einige Freiheiten (die wir so ziemlich vollständig ausgereizt haben). Außerdem ist beim Fotografieren die eine oder andere Linie gekippt, ohne dass wir es rechtzeitig bemerkt haben.

Beim zentripetalen Stil im Freestyle handelt es sich um eine Form, bei der Linien zuerst aus einem Zentrum nach außen streben und dann wieder zur Mitte zurückkommen. Es entsteht also ein nach innen gerichteter Eindruck, das Gegenteil zum zentrifugalen Stil. 
Da es sehr selten Material gibt, das von Natur aus so gewachsen ist, haben wir das Grundgerüst aus verfremdeten/verformten Linien gestaltet. Dafür haben wir Typhablätter zu doppelten Schlaufen geschlungen und mit Heftklammern fixiert (oder einfach verknotet). 
Aus mehreren dieser Schleifengebilde wurde die Bühne gestaltet, die mit Anemonen als visuellem Fokus und Allium cowanii (neapolitanischer Zierlauch) als Kontrastmaterial bespielt wurde. Wenn erforderlich, konnte ein zusätzlicher Hintergrund mit Galax-Blättern geschaffen werden. Die runde Form der Blätter harmonierte gut mit den ebenfalls rundlichen Schleifenstrukturen und der Anemonenblüte. Die Damen hatten viel Spaß dabei, wieder einmal so kreativ zu arbeiten. 

Hier nun die Galerie unserer Arbeiten, Hausübungen werden nach und nach hinzugefügt.


Montag, 6. März 2023

Frühlingsworkshop in der ÖGG

Unser schon traditioneller Frühlingsworkshop ging auch dieses Jahr wieder problemlos über die Bühne. Wir hatten tolles Material zur Verfügung, das Programm bot einige Herausforderungen, die Stimmung war harmonisch und zum Drüberstreuen wurden einigen der Damen auch noch die heiß ersehnten Diplome überreicht. Die sind die sichtbare Belohnung dafür, dass die nicht unerheblichen Anstrengungen, auf dem kadō voranzuschreiten, nicht umsonst sind. 

Ein Schwerpunkt des Seminars lag natürlich wie immer im Frühling auf der Verwendung von Blütenzweigen. Die sind eben nur um diese Jahreszeit erhältlich und wurden vor allem in Form von Shōka verarbeitet. 
Begonnen hat der Workshop allerdings diesmal mit Rikka shimpūtai. Es standen zwei Varianten auf der Agenda, einmal eine hochformatige Arbeit mit Seidenmohn, Tazetten und Spirea und dann noch ein kleines Rikka shimpūtai mit Narzissen, Drehweide und Wicken als Hauptmaterialien. Mit diesen Arrangements waren die Teilnehmerinnen erst einmal eine ganze Weile beschäftigt. 

An der Shōka-Front konnte aus drei Varianten gewählt werden: Shōka isshu-ike mit Pfirsich, Shōka nishu-ike aus Kirschzweigen und Iris und Shōka sanshu-ike aus Drachenweide, Dracaena und Tazetten. Letzteres konnte sowohl hito-kabu-ike als auch geteilt gearbeitet werden. 
Speziell die Pfirsichzweige haben sich angeboten, klassisch arrangiert zu werden. Eigentlich sollte ja das nishu-ike im kubari gearbeitet werden, allerdings waren die Zweige dann doch etwas kurz und so wurde kurzerhand umdisponiert. Wir sind ja immer recht flexibel, was ja eine Grundvoraussetzung für Ikebana ist. Lebendiges Material verhält sich eben nicht immer so, wie man es geplant hat.

Samstagabend nach dem Unterricht fand dann die Diplomverleihung statt. Je einmal durften sich Damen über die Diplomgrade 3, 5, 7 und 14 freuen, dazu kamen noch zwei weitere Diplome der Stufe 8. Im Anschluss an die Verleihung gab es noch ein gemütliches Beisammensein – das wir in den letzten Jahren schmerzlich vermisst haben – zu dem die Teilnehmerinnen kulinarische Köstlichkeiten beisteuerten. Es war ein sehr fröhlicher Ausklang eines doch etwas anstrengenden Tages. 

Am Sonntag wurde es dann kreativ, indem drei verschiedene Freestyle-Varianten vorgeführt wurden. Da war es den Damen (wie eigentlich bei fast allen Arrangements) freigestellt, wie sie das bereitgestellte Material kombinierten. Zudem entstanden auch noch einige Shōka shimpūtai. 
Da Workshops immer eine gute Gelegenheit für Prüfungsarbeiten darstellen, wurde auch diesmal davon reichlich Gebrauch gemacht. In der Galerie finden sich ein paar Arbeiten wieder. Aus Platzgründen werden nur einige wenige repräsentative Arrangements aus dem Unterricht gezeigt, die einen Überblick über unseren Workshop vermitteln.

Leider war dann am Sonntagnachmittag auch schon wieder Schluss mit unserem Workshop. Eigentlich hätten wir gerne noch weitergemacht, jetzt, da wir so schön im Flow waren. Bis zum Sommerworkshop dauert es noch eine ganze Weile, aber bis dahin können wir uns wenigstens bei den regelmäßigen Übungsabenden treffen und Ikebana üben.