Am letzten Wochenende vor
Schulbeginn haben wir uns zu einem intensiven Rikka-Workshop in der ÖGG
getroffen. Eine unserer Damen hat in ihrem Garten breiten, gestreiften
Miscanthus stark verkleinert und wir haben die Gelegenheit genutzt, dieses
Material in einem Rikka shōfūtai zu verarbeiten.
Vorab gab es eine Umfrage
unter den Teilnehmerinnen, welcher von 4 Entwürfen aus unterschiedlichen
Materialkombinationen denn die Zustimmung einer Mehrheit finden würde. Das
Votum fiel auf ein issō-no-mono-Rikka mit Lilien als shin und uke
und Miscanthus als soe und mikoshi. Dementsprechend wurde das
Material am Großmarkt besorgt, aber als die Damen dann den wunderbaren, langen
Miscanthus sahen, wollten sie doch diesen als Hauptmaterial verwenden.
Da
wir ja flexibel sind (und unsere Theorie-Hausaufgaben gemacht haben), konnten wir
vor Ort die entsprechenden Abänderungen im Entwurf vornehmen, um den Miscanthus
ins wohlverdiente Rampenlicht zu setzen. Schlussendlich entstand ein Rikka shōfūtai
gedan-ozukai santōyūsōtai mit umgekehrtem Blumenweg in folgender
Zusammensetzung: Shin und soe aus Miscanthus, uke und hikae
aus Lilien, shō-shin und uke-uchi aus Enzian, dō aus
Rosmarin (der gesamte Seminarraum hat geduftet!) und maeoki und nagashi
aus Hypericum. Es gab keinen mikoshi, denn der uke wurde betont
ausgeführt und die schwingenden Linien des Miscanthus wären mit einem mikoshi
in Konkurrenz getreten. Ushiro-gakoi wurde aus Goldrute gearbeitet, kusa-michi
aus kleinblütigen Astern und die dome aus Farn bzw. Minichrysanthemen.
Ein recht einfaches Konzept, aber der Teufel lag wie immer im Detail. Durch gleiches
Material für maeoki und nagashi, das noch dazu als tsuyo-mono
(gemeinsam mit dō) härter als das restliche Pflanzenmaterial ist,
verschieben sich zum einen die sashi-guchi. Dazu besteht hikae
aus einer Blume, wodurch yo-dome aus nichtblühendem kazai gearbeitet
werden sollte. Der Farn, der ebenfalls tsuyo-mono ist, bietet sich da
geradezu an. Allerdings muss dann kusa-michi auf der nagashi-Seite
in einem blühenden in-dome enden. Also verläuft der Blumenweg nicht auf
die üblicher Weise, sondern macht einen kleinen Schlenker zurück auf in-kata.
Auf diese Weise bleiben die holzigen und die grasigen Bereiche in Gruppen voneinander
getrennt. Eh ganz logisch, aber es ist trotzdem eine ziemliche Fummelei
geworden.
Durch den betonten uke ist nämlich der nagashi ebenfalls
etwas kürzer als üblich ausgebildet und da eine Verbindung zum maeoki
bestehen muss, sind entsprechende Verbindungslinien erforderlich. Das bedeutet,
dass in-dome hinter nagashi eingesteckt wird und trotzdem nach vorne
wirken muss. Wie gesagt, eine Fummelei.
Besonderer Wert wurde diesmal auch auf
die Ausarbeitung der mizugiwa gelegt. Die Damen haben sich sehr bemüht, einen dichten,
geraden Fuß hinzukriegen, der sauber und schlank das Arrangement trägt. Und
alle haben sehr gut gearbeitet, es gab keine schrägen Linien, Drahtverhaue oder
ähnliche Schlampereien, die den Gesamteindruck des Rikka getrübt hätten.
Einige Teilnehmerinnen, die sich noch nicht an des Rikka herangewagt haben, beschäftigten sich mit verschiedenen Übungs- und Prüfungsarrangements. Wir
hatten jedenfalls einen sehr entspannten Workshop, der allen trotz des
intensiven Arbeitens viel Spaß gemacht hat.
Unsere Rikka ...
... und was sonst noch entstanden ist