Montag, 22. November 2021

Herbstworkshop in der ÖGG

Gerade noch rechtzeitig vor Beginn des 4. Corona-Lockdowns haben wir es geschafft, unseren Workshop über die Bühne zu bringen. Zwar unter verschärften Bedingungen wie beispielsweise durchgehender Maskenpflicht, aber das ist immer noch besser als eine Absage. Wer weiß schließlich, wann wir uns wieder persönlich treffen können. 

Das Hauptaugenmerk unseres Workshops lag auf Rikka und Shōka shōfūtai. Zusätzlich gab es am Sonntag noch Lektionen in Freestyle, da wir eine Neueinsteigerin in unserem Kreis begrüßen durften. Wer wollte, konnte natürlich anstelle des regulären Programms eigene Ideen umsetzen und sich beispielsweise mit Rikka oder Shōka shinpūtai beschäftigen. Außerdem wurden diverse Prüfungsarrangements aller Stilrichtungen gearbeitet.

Am Freitag wurde die grundlegende Rikka-Theorie durchgenommen, gefolgt von der praktischen Umsetzung in Form des schrittweisen Aufbaus des Vorführ-Arrangements. Es wurde ein Rikka shōfūtai issō-no-mono gedan-ozukai gearbeitet. 

Während die TeilnehmerInnen am Samstag an ihren Rikka arbeiteten, wurden die Beispiel-Shōka für die Sonntag-Lektion vorbereitet: Shōka shōfūtai isshu-ike mit verzweigten, kleinblütigen Rosen, nishu-ike aus Kirsche und Winterchrysanthemen und sanshu-ike aus Nerinen, Grevilea und Piccolo-Eustoma. Die Grevilea hat sich als sehr interessantes Material erwiesen, wobei die recht spezielle Wuchsform gelegentlich für Kopfzerbrechen sorgte. Da hat man nun Zweige in der ideal gebogenen Shōka-Form, und die Blätter zeigen doch glatt die silbrige Unterseite, wenn man sie in die Vase stellt! 

Trotz der zweistündigen Unterbrechung des Workshops aufgrund der Mitgliederversammlung der Study Group wurden die Rikka ganz gemütlich und ohne Zeitdruck fertiggestellt. Niemand musste sich gehetzt fühlen und die entspannte Atmosphäre schlug sich auch in der Qualität der Arbeiten nieder. 
Speziell zum Ende hin lässt die Konzentration oft nach und dann werden Elemente wie maeoki, kusa-michi oder die dome irgendwie hingepfuscht, nur damit man rechtzeitig fertig wird. Diesmal konnte man sich zwischendurch sogar kurze Erholungspausen gönnen, bevor das Rikka mit neuer Energie vollendet wurde. 

Der Sonntag begann wieder mit Theorie, dann wurden die Beispiel-Shōka vom Vortag erklärt und die Freestyle-Arrangements vorgeführt, bevor sich die Damen und Herren wieder selbst ans Werk machten.
Die tatkräftige Zusammenarbeit aller Anwesenden beim Aufräumen machte sich bezahlt, wir konnten den Workshop relativ pünktlich beenden und uns auf den Heimweg machen. 

Jetzt bleibt noch abzuwarten, wann wir uns wieder treffen können. Der Dienstag-Termin ist definitiv abgesagt und ob das Treffen im Dezember stattfinden kann, steht in den Sternen. 
Hier nun einige Bilder unserer Arbeiten.

Dienstag, 9. November 2021

Freestyle-Kombi

Diesmal konnten wir beim Übungsabend wieder einmal unserer Kreativität freien Lauf lassen. Es galt, eine Freestyle-Kombination zu arbeiten, vorzugsweise in Schale und Vase. Aber auch die Verwendung von zwei Schalen bzw. Vasen oder einzelnen Gefäßen war möglich. Alles abhängig davon, welche zusammenpassenden Vasen es gibt und wie geübt die Arrangierenden sind. Die Befestigungstechniken konnte jeder selbst bestimmen.

Fast alle TeilnehmerInnen wählten das Überraschungspaket vom Großmarkt, das in der Zusammenstellung von roten Gerbera mit weißen Spraynelken und dunkelgrünen Magnolienblättern recht festlich wirkte. Im Paket waren zusätzlich roter Cornus, Mini-Hagebutten und Fenchel enthalten, wobei letzterer ein wenig Zeit benötigen wird, bis sich die Blätter wieder erholen. Erschreckt durch die ungewohnte Umgebung hat er leider gleich einmal die Flügel hängen lassen. Spätestens nach einer Nacht wird er sich aber wieder aufgerichtet haben.

Es sind sehr interessante Arbeiten entstanden, wobei die selbst gesammelten Zweige und die mitgebrachten sonstigen Materialien den Werken gleich einen ganz anderen Charakter verliehen haben. 

Erkältungsbedingt waren wir diesmal in etwas reduzierter Besetzung angetreten, dafür ist der kommende Workshop schon komplett ausgebucht. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die steigenden Inzidenzen nicht wieder zu einem Lockdown führen und wir uns ein Wochenende lang intensiv mit Rikka und Shōka shōfūtai beschäftigen können. Und außerdem haben wir die Mitgliederversammlung unserer Study Group bereits mehrfach verschoben - die müssen wir unbedingt noch nachholen.

Donnerstag, 28. Oktober 2021

Gelbe Blütenwolken

Das alljährliche Chrysanthemen-Arrangement wurde heuer in Form eines Shōka shōfūtai isshu-ike mit mehrblütigen Spinnenchrysanthemen gearbeitet. Keine leichte Aufgabe, denn das Ausschneiden der Blüten erfordert doch etwas Geschick und viel Übung. 
Wichtig ist, dass man sich nicht durch die unzähligen Blüten verwirren lässt, sondern sich auf die Linie konzentriert. Man verfolgt die Biegung des Hauptstammes, achtet darauf, dass die Blüten in die richtige Richtung zeigen und schneidet alles Überflüssige weg. 

In der Theorie ganz einfach, und nachdem man unzählige Stiele verhunzt hat (weil man natürlich genau jene Blüte weggeschnitten hat, die man eigentlich gebraucht hätte oder man den Stiel falsch gedreht in Händen gehalten hat), klappt es auch ganz gut. Wie man sieht, können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein.

Der Vorteil von Spinnenchrysanthemen liegt darin, dass die Blüten in mehreren Ebenen angeordnet sind, auf eleganten Trieben sitzen und die Blütengrößen meist ganz gut variieren. Auch sind die Verzweigungen lang genug, dass man speziell für tai-saki mit einem kräftigeren Stamm (+ Blatt in der richtigen Position) arbeiten kann. 
Die meisten anderen mehrblütigen Chrysanthemensorten sind für ein isshu-ike weniger geeignet, denn üblicherweise sind entweder alle Blüten gleich groß, oder die Verzweigungen sind so angelegt, dass sich die meisten Blüten auf einer Höhe befinden. Wir hatten also großes Glück mit unserem Material.

Zwei unserer Damen haben mit einzelblütigen Exemplaren geübt und zusätzlich sind auch drei Freestyle-Arbeiten entstanden.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Alternative Befestigung

Das Thema des ersten Oktober-Übungsabends lautet "Ikebana im Glasgefäß mit alternativer Befestigung". Das bedeutet, dass weder kenzan noch Steckmasse verwendet werden dürfen, sondern die Fixierung der Pflanzen auf eine andere Art erfolgen muss. 
Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass ein transparentes Glasgefäß auch das Geschehen innerhalb der Vase erkennen lässt. Was sonst im Dunkel unterhalb des Vasenrandes passiert, wird nun gnadenlos offengelegt. 
Dadurch wird die Aussage "was unterhalb der Wasseroberfläche passiert, geht niemanden etwas an" – häufig verwendet, wenn mit kubari in der Nageire-Technik gearbeitet wird – ad absurdum geführt. 

Also geht es bei der gestellten Aufgabe darum, sowohl auf ein interessantes Arrangement, als auch auf einen sauberen Unterbau und eine unübliche Befestigungstechnik zu achten. Ganz schön herausfordernd…. 

Bei einer alternativen Befestigung muss man sich zuerst entscheiden, ob diese unauffällig sein soll, oder als Teil des Gesamtarrangements angesehen wird.
Unauffällige Methoden können beispielsweise transparente Klebestreifen sein, die gitterartig über die Vasenöffnung geklebt werden. In den Zwischenräumen werden dann die Materialien eingesteckt, wobei der Unterbau eventuell kaschiert oder aufgehübscht wird. Auch Foldback-Klammern oder transparente Saugnäpfe mit Ösen oder Ringen leisten in Glasgefäßen gute Dienste. 

Bei den dekorativen Befestigungsmethoden gibt es unzählige Möglichkeiten. Aluminiumdraht (keinesfalls Eisendraht nehmen, der beginnt beinahe sofort zu rosten), in Streifen geschnittene PET-Flaschen, dekorative und stabile (Spiegel)Folien, Glaskies, Hydrogele, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. 

Es kommt immer auch darauf an, wo das Arrangement aufgestellt und aus welcher Perspektive es betrachtet wird. Das verwendete Material sollte entsprechend leicht sein, um zum Charakter der Vase und zur Befestigungsmethode zu passen. Für solche Alltagsikebana braucht man nicht viele Pflanzen. Lediglich sollte man darauf achten, dass alles zum Anlass passt und vielleicht auch noch die Jahreszeit berücksichtigt wird.

Mit Ausnahme der Folien sind eigentlich alle Befestigungstechniken zur Anwendung gekommen. In einer undurchsichtigen Glaskugel wurde ein Drahtgitter als Blumenhalter verwendet. Und eine unserer Damen hat ihr neuestes, selbst hergestelltes Raku-Gefäß ausprobiert. Auch hier wurde mit alternativer Befestigung in Form von Drahtschlingen gearbeitet. 

PET-Streifenmethode

Hydrogel-Kugerl

Klebestreifenmethode

Foldback-Klammer

Saugnapfmethode mit und ohne Draht

Glaskiesmethode

Drahtgitter-Methode