Mittwoch, 27. September 2023

Shōka sanshu-ike kabu-wake

Nach dem kreativen Wochenend-Workshop ging es beim Übungsabend wieder ein wenig strenger zur Sache. 
Die Freiheiten im Shōka shōfūtai sind doch etwas eingeschränkt, auch wenn Shōka sanshu-ike gewisse Großzügigkeiten erlaubt. Wir haben uns diesmal mit einer geteilten Form, einem sanshu-ike kabu-wake, beschäftigt. 
Dafür standen uns Nerinen zur Verfügung, dazu Ruscus-Zweige mit schönen orangen Früchten und weiße Eustoma. Die noch nicht so fortgeschrittenen Teilnehmerinnen arbeiteten mit demselben Material Freestyle, wobei sie noch Restpflanzen vom Workshop mitverwenden konnten. 

Im Shōka sanshu-ike kann das Material prinzipiell für jede yakueda bzw. für alle ashirai verwendet werden, wodurch eine enorme Vielfalt an Ergebnissen entsteht. Bei einer geteilten Form sind die Variationsmöglichkeiten bereits ein wenig eingeschränkter, da beide kabu eine halbwegs ansehnliche Vorderseite aufweisen sollen. 
Unsere Materialzusammenstellung hat die Möglichkeiten nochmal reduziert. Die Nerinen konnten eigentlich nur für die shin-Gruppe verwendet werden und die Form der Ruscus-Zweige legte eine Verwendung für soe bzw. ushiro-ashirai nahe. Die Eustoma blieben also für die tai-Gruppe übrig und konnten zusätzlich als ashirai in okabu verwendet werden. 
Theoretisch wäre auch die Sonderform soe-wake möglich gewesen, allerdings waren wir ein wenig knapp an Ruscus-Zweigen, weshalb wir die übliche Teilung in shin/soe für okabu und tai für mekabu gewählt haben. 

Auf den Bildern sind die Nerinenblüten noch ziemlich geschlossen, aber spätestens morgen sollten sie in voller Pracht erblühen und die Arrangements noch attraktiver erscheinen lassen.

Sonntag, 24. September 2023

Freestyle-Workshop

Unser Wochenend-Workshop – diesmal nur zweitägig – bot die Gelegenheit, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Und die teilnehmenden Damen haben das auch in vollen Zügen genossen. 
Laut Programm ging es unter dem Thema 'Herbst' um Freestyle, verfeinert mit tatehana. Wer wollte, konnte natürlich auch andere Stile üben, weshalb auch die Shimpūtai-Fraktion mit Shōka und Rikka vertreten war. 

Mit wenigen Ausnahmen (die Dahlien waren schlichtweg kompostierbar und ein Teil der Sonnenblumen grenzwertig) hat auch das Material gut mitgespielt. Neben verschiedenen Gräsern hatten wir diverse farbenfrohe Herbstblüher im Angebot. 

Am Freitag starteten wir mit Theorie und Vorführung von Freestyle, wobei es hauptsächlich um einen natürlichen Ausdruck und verschiedene Herangehensweisen und Umsetzungsmethoden ging. Anhand von Miscanthus wurde demonstriert, dass man entweder die Pflanze in ihrer Gesamtheit, oder aber mit Betonung charakteristischer Eigenschaften verwenden kann. Im Anschluss wurde noch ein tatehana vorgeführt. 

Am Samstag ging es um das Arbeiten von Freestyle zu einem Thema, und zwar sowohl mit natürlichem als auch designhaftem Ausdruck. Bei letzterem werden die Pflanzen nicht als Pflanzen selbst angesehen, sondern als Farben, Formen und/oder Texturen, mit denen das Arrangement gestaltet wird. Damit sind sehr starke persönliche Emotionen verknüpft, denn jeder empfindet beispielsweise beim Anblick einer roten Rose oder gelben Chrysantheme anders. 
Vor der Korrektur dieser Arrangements sollten die Damen immer kurz erklären, welche 'Geschichte' sie mit ihrer Arbeit erzählen wollten. Es war ein entspanntes und harmonisches Arbeiten an diesem Wochenende, und die Zeit ist wieder viel zu schnell vergangen. Aber am Dienstag sehen wir uns ja bereits wieder, wenn wir uns zum Übungsabend treffen.

Hier nun einige unserer Arbeiten, die während des Workshops entstanden sind.

Donnerstag, 21. September 2023

Monatstreffen Ikebana International

Das erste Monatstreffen nach der Sommerpause, das wieder in hybrider Form stattfand, ging in Haus und Garten unserer Präsidentin über die Bühne. Die Anwesenden arbeiteten vor Ort, die Arbeiten wurden fotografiert und die allgemeine Besprechung der Arrangements fand via Zoom statt. 
Diejenigen Mitglieder, die nicht persönlich anwesend sein konnten, schickten vorab Fotos und waren bei der Besprechung dann live dabei. 

Thema des Treffens waren Arbeiten mit Draht und Drahtgeflechten in Kombination mit Staudenknöterich oder dünnen, frischen Bambushalmen. Es gab vor Ort genügend florales und nonflorales Material, sodass die Damen und Herren aus dem Vollen schöpfen konnten. 

Der Titel meines Beitrags – 'Herbstbambus' – wurde vom Geschehen in meinem eigenen Garten inspiriert: Nachdem der ausgebrochene Bambus im Sommer mühsam wieder eingefangen werden musste und die Rhizome bei den Grabarbeiten verletzt wurden, hat die Pflanze begonnen neu durchzutreiben. Natürlich nur ganz dünne Triebe, aber an denen haben sich gerade die Blätter entfaltet. 
Durch Kombination von Neutrieben mit einem alten, dickeren Halm konnte ich die Situation im Garten anschaulich in der Schale präsentieren. Die verschiedenen Beete werden durch den Aludraht symbolisiert. Der Schössling neben der kleinen Chrysantheme, deren Farbe gut zum einzelnen, sich bereits verfärbenden Blatt des alten Bambus passt, zeigt, was passiert wäre, wenn den Ausbreitungstendenzen der Rhizome nicht Einhalt geboten worden wäre – die Beete wären bald komplett überwuchert worden. 

Bilder der restlichen entstandenen Arbeiten werden demnächst auf der Website des Chapters bzw. in den sozialen Medien veröffentlicht. 
Das Oktober-Treffen findet wiederum im Garten der Präsidentin statt, bevor wir für die kalten Monate nach langer Unterbrechung zurück in die Studiogalerie übersiedeln.

Mittwoch, 13. September 2023

Chrysanthemenfest

Anlässlich von kiku-no-sekku am 9. September lautete das Thema unseres Übungsabends 'Ikebana zum Chrysanthemenfest'. 
Da Chrysanthemen in unseren Breiten leider immer noch hauptsächlich als Friedhofsblumen gelten, ist das Angebot im September überschaubar. Die kleinblütigen Santini-Chrysanthemen gibt es mittlerweile das gesamte Jahr über, für die einzelblütigen Exemplare ist es noch zu früh. In den zwei Wochen rund um Allerheiligen wird der Großmarkt mit ihnen buchstäblich überschwemmt, davor und danach ist Ebbe angesagt. 
Allerdings ist das Angebot in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Scheinbar werden immer häufiger getopfte Pflanzen gegenüber der Schnittware bevorzugt. Die wiederum sind für Shōka viel zu kurz und die ballartigen Blüten sind eher ungeeignet. 

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, ein Arrangement zum Chrysanthemenfest zu gestalten. Besonders dekorativ ist ein kiku-isshiki, ein Rikka aus Chrysanthemen verschiedener Sorten in unterschiedlichen Farben. Abgesehen davon, dass man dafür zusätzlich zu einzelblütigen Exemplaren schön verbogen gewachsene Gartenchrysanthemen benötigt (die bei uns natürlich noch nicht einmal Knospen angesetzt haben), ist so ein Arrangement sehr aufwändig und nur für fortgeschrittene Ikebanesen geeignet. 
Rikka shimpūtai ist vom Zeitaufwand her für Übungsabende ebenfalls nicht möglich, bleiben also noch Shōka und Freestyle. 

Shōka isshu-ike ist die edelste Form, shusshō der Chrysanthemen darzustellen. Dafür benötigt man allerdings Blumen in unterschiedlichen Stadien, von der Knospe bis zur fast geöffneten Blüte. Wenn man die Pflanzen nicht gerade im eigenen Garten zieht, ist so ein Arrangement eigentlich gar nicht möglich. Wir üben natürlich trotzdem, wohl wissend, dass die Form nicht ganz korrekt ist. 
Mit Shōka sanshu-ike und Shōka shimpūtai lassen sich Chrysanthemen ebenfalls gut in Szene setzen, im Shōka nishu-ike als nejime sind sie speziell für ein festliches Arrangement fast ein wenig zu unscheinbar. 
Man könnte natürlich shin und soe aus einzelblütigen Exemplaren arrangieren und andersfarbige Santini-Chrysanthemen für nejime verwenden. So wird ein dem Charakter von kiku-no-sekku angemessener Ausdruck erzielt. 

Im Freestyle sind die Gestaltungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt, da kann man sich richtig austoben. 
Beim Übungsabend hatten wir zwei Überraschungspakete zur Auswahl. Das Shōka-Paket enthielt Schneebeeren, grüne einzelblütige Chrysanthemen (leider mit sehr wenig Blättern) und kleine weiße Santinis. Für Freestyle gab es mehrblütige Exemplare in zwei Farben und mit unterschiedlicher Blütenform, dazu noch Panicum, Aralienblätter und ebenfalls Schneebeere. 

In der Galerie sind unsere Arbeiten zu sehen (bedauerlicherweise nicht alle), die Hausübungen werden wieder nach und nach ergänzt.