Mittwoch, 23. November 2022

Freestyle in einer hohen Vase mit nonfloralem Material

Der gestrige Übungsabend stand im Schatten der Sorge um unsere sehr geschätzte Gruppenleiterin. Froh hat uns gestimmt, von ihren zügigen Genesungsfortschritten zu hören!
Freie Materialwahl war angedacht, je nach Wunsch standen aber auch rote Germini, Aralienblätter, gelbe Santini-Chrysanthemen, Pittosporum, Efeufrüchtchen und etwas Salal zur Verfügung. Außerdem konnten wir aus einem wild sortierten Angebot von Bastel-Pompons wählen.

Die Vertretungskraft nützte die Besonderheit der Stunde und brachte eine Vase zum Einsatz, die von unserer Gruppenleiterin - wahrscheinlich zu Recht - bis jetzt abgelehnt wurde. Die Meinung der Anwesenden zu diesem Gefäß erschien ebenfalls zumindest geteilt :)

Nach einer etwas fragwürdigen theoretischen Einführung - begleitet von einer noch fragwürdigeren Zeichung - durften wir Details über die berühmte Monberg-Blitz-Drahtung von Gerbera im Vordergrund/Schwerpunkt eines Freestyle erfahren. Weiters wurde uns eine Variante "Verfremdung von Aralien-Blättern" demonstriert.

Im Laufe des Abends erhielten wir zusätzliche Hinweise, die die besondere Betonung der lebendigen Pflanze auch in einem "Ikenobō-Ikebana mit nonfloralem Material" verdeutlichen sollten. Die Schwierigkeit, Asymmetrie und gleichzeitig Balance zu beachten, wurde kurz erörtert. Der vorgebrachte Vorschlag, den Oasis-Pfropf in einer durchsichtigen Vase unten spitz zuzuschnippseln (um ein Blatt vorzutäuschen und den unerwünschten horizontalen Schnitt zu vermeiden) wurde allerdings in der praktischen Folge von einigen Teilnehmerinnen fröhlich verworfen.

Zähen Kampf mit der Widerborstigkeit diverser Zierdrähte gewonnen, konnten wir immerhin zehn Arrangements zum Foto-Tisch bringen. Die Vertretungskraft dankt hiermit herzlich allen Mitwirkenden für ihre Hilfe und Unterstützung!
Hausübungen sind herzlich willkommen und werden später hinzugefügt.

Sonntag, 13. November 2022

Winterworkshop in der ÖGG

Unser Winterworkshop in der ÖGG bescherte uns eine intensive Beschäftigung mit Shōka und Freestyle. 
Am Freitag wurde noch einmal Chrysanthemen-Shōka gearbeitet, diesmal aber sollte die Befestigung ganz klassisch im kubari erfolgen. Daran haben sich die meisten der Damen auch gehalten und sogar in modernen Keramikvasen erfolgreich einen kubari eingesetzt. 
Ich habe übrigens einen Selbstversuch gestartet und unsere selbst geschnitzten kubari mit dem in Japan üblicherweise verwendeten Astgabel-kubari verglichen. Mit dem Fazit, dass beide Methoden funktionieren, sich aber bei der Arrangiertechnik ein wenig unterscheiden. Während wir im selbst gebauten kubari normalerweise zuerst shin und ushiro-ashirai befestigen, muss man in der Astgabel von vorne nach hinten aufbauen und anschließend die Linien sortieren. 
Mir persönlich ist trotzdem der vertraute kubari lieber, aber das ist wohl Gewohnheit und Geschmackssache. Natürlich hatte ich keinen der vorbehandelten kubari aus Japan zur Verfügung, sondern lediglich eine selbst geschnittene Astgabel. Da gibt es vielleicht doch noch weitere Unterschiede in der Anwendung.

Nach dem Chrysanthemen-Shōka, das wahlweise nur aus einzelblütigen Exemplaren oder mit einem nejime aus kleinblütigen Winterchrysanthemen gearbeitet wurde (die ganz fleißigen Damen haben beide Varianten ausprobiert), stand Shōka sanshu-ike auf dem Programm. Hier gab es ebenfalls wieder verschiedene Alternativen, denn neben Bouvardia befanden sich Palmkätzchen, Photinia und Typhablätter (oder schöne Montbretienblätter, von denen gab es allerdings nicht sehr viele) im Paket. Dadurch entstanden vielfältige Arbeiten. 

Wer Zeit hatte, arrangierte Shōka shimpūtai ebenfalls gleich am Freitag. Dafür standen dunkle Cordyline-Blätter, Orchideen, Goldfruchtpalme und Drachenweide zur Verfügung. Außerdem konnte man sich beim Restmaterial bedienen. 

Der Samstag begann mit der Vorführung von drei unterschiedlichen Freestyle-Arrangements. Zuerst ein elegantes vorweihnachtliches Arrangement in einer hohen Vase mit Poinsettia als Hauptmaterial. Dann ging es an die Einbindung nonfloralen Materials in die Arbeit. Dafür gab es Mitsumata und gefärbte Birkenzweige. Diese wurden mit Zierkohl und diversem Kleinkram kombiniert und gelbe Freesien sorgten für einen Farbtupfer. 
Wenn man sich die Materialliste angeschaut hat, konnte man sich kaum vorstellen, wie man daraus ein vernünftiges Arrangement gestalten sollte. Aber die interessante Form und Farbe des Zierkohls harmonierte mit den anderen Pflanzen und es entstanden sehr originelle Arbeiten. 

Beim letzten Freestyle ging es um Rhythmus und Bewegung. Angekündigt war es als linienbetontes Arrangement, deshalb waren die Damen zuerst erstaunt, als bei der Vorführung die Gerbera kurz am Vasenrand verwendet wurden. Die Blüten sorgten durch ihre Anordnung in leicht veränderten Abständen und Höhen für ein Gefühl von Rhythmus, so wie etwa die Noten in einer Partitur. Bewegung bzw. Richtung wurde durch Calla und Pennisetum erzeugt. So kam dann doch noch Linie ins Arrangement. Die erfahrenen Ikebanesen wandelten das Thema entsprechend ab und setzten ihre eigenen Vorstellungen um. 

Neben den vorgeschlagenen Arrangements gab es noch genügend Zeit für Prüfungen und Übungen, denn gerade Workshops bieten genügend Gelegenheit, mit dem Material zu spielen und Neues auszuprobieren. Hier nun eine kleine Auswahl der entstandenen Werke.

Dienstag, 8. November 2022

Ein Abend voller Chrysanthemen

Diesmal lautete das Thema unseres Übungsabends 'Chrysanthemen' und wir sollten mit dieser wunderbaren Herbstblume entweder Shōka isshu-ikeShōka shimpūtai oder Freestyle (in Form eines Moribana) arbeiten. 

Die bestellten Chrysanthemen waren diesmal von sehr guter Qualität: leuchtendgelbe, nicht zu große Blüten, relativ schönes Laub und elegante Stiele. Dazu gab es noch leichte Variationen in der Blütengröße – mehr kann man eigentlich nicht verlangen. 
Sogar einige vergessene Seitentriebe mit Knospen waren vorhanden. Die haben wohl die Gärtner in Holland beim Ausputzen der Stiele während der Wachstumsphase übersehen. 
Natürlich können es solche Zuchtsorten hinsichtlich Eleganz nicht mit Freilandchrysanthemen aufnehmen, aber wer hat schon genügend einzelblütige Chrysanthemen im Garten stehen. Da bleibt eben nur der Großhandel übrig. Und ohne Vorbestellung ist es selbst da nicht möglich, größere Mengen einer Sorte so einfach mitzunehmen. 

Der Übungsabend war komplett ausgebucht, es gab Anmeldungen für elf Shōka und sieben Freestyle-Arrangements, dazu kam noch eine Dame, die selbst Material für ein Shōka shimpūtai mitbrachte. 
Bei acht Chrysanthemen pro Nase für das Shōka und je drei einzel- und mehrblütigen Exemplaren für Freestyle – da kommt ganz schön was zusammen. 

Das Shōka konnte wahlweise mit fünf oder sieben Linien arrangiert werden, abhängig von der Vase und davon, wie es mit der Blütengröße aussah. Außerdem konnte die Lektion gleich als Übung für den kommenden Workshop angesehen werden. Da arbeiten wir nochmal Chrysanthemen-Shōka, dann aber klassisch im kubari
Für das Moribana wurden die einzelblütigen Chrysanthemen mit violetten Santini kombiniert. Auf den Fotos erscheinen die aber etwas zu dunkel und wirken nicht so wie in Wirklichkeit. 
Hier nun die Galerie unserer Arbeiten, etwaige Hausübungen werden nach und nach ergänzt.