Der Duft von Pfingstrosen
wehte einem schon am Eingang zum Seminarraum in der ÖGG entgegen und sorgte
gleich für die richtige Einstimmung auf das Thema des Übungsabends. 150 Pfingstrosen
fanden ihren Weg vom Großmarkt hierher und tränkten die Luft mit ihrem feinen
Duft.
Auf dem Programmzettel stand ganz vage "Ikebana mit Pfingstrosen",
das ließ jede Menge Interpretationsspielraum zu. Im Endeffekt fokussierten sich
die Teilnehmerinnen auf natürliches Jiyūka im Moribana-Stil, auf eine
reduzierte Form des Jiyūka im Körbchen oder kleinem Gefäß und auf modernes Shōka
shōfūtai isshu-ike mit 7 Blüten.
Shōka
shinpūtai war diesmal keines dabei, zu schwierig ist die Partnersuche bei so
einer "Prinzessin" wie der Pfingstrose. Die wirkt am Schönsten, wenn
sie keine Konkurrenz zu fürchten hat.
Durch die hohen Temperaturen der letzten
Zeit war die Auswahl am Großmarkt bereits etwas eingeschränkt. Dieses Jahr fand
die Haupternte schon viel früher als im langjährigen Durchschnitt statt. Und
ein langer Aufenthalt im Kühlhaus bekommt den Pfingstrosen nicht sehr gut.
Immerhin waren 100 rosa und 50 weiße Pfingstrosen mit leidlich schönem Laub
aufzutreiben. Leider waren die Stiele recht dünn und krumm, sodass speziell
beim Shōka mit leisen Problemen zu rechnen war. Aber aus 8 Blütenstielen sollte
sich doch ein Arrangement mit 5 oder 7 Linien anfertigen lassen.
Beim Kauf am
Morgen noch ganz knospig, hatten sich die Blüten bis zum Abend bereits etwas
entfaltet. Und sobald die Stiele gekürzt und das Laub reduziert war, konnte man
während des Arrangierens beim Aufblühen zuschauen.
Das natürliche Jiyūka wird
eigentlich fast immer isshu-ike, aber
in 2 Farben gearbeitet. Wie erwähnt sind Pfingstrosen ein bisserl heikel im
Zusammenspiel mit anderen Blumen. Diesmal aber gab es eine ganz interessante
Kombination mit Adlerfarn und Frauenmantel, was beinahe den Eindruck eines
gemischten Rabattes im Park oder Garten vermittelte. Die Fiederung des Farnes
passte wider Erwarten ganz gut zu den Pfingstrosenblättern und das helle
Gelbgrün des Frauenmantels sorgte für Auflockerung und kleine Farbakzente
zwischen den schweren Blüten.
Bei den Arrangements im Körbchen wurden nur ein oder
zwei Pfingstrosenblüten mit (blühenden) Zweigen oder Gräsern und etwas
Kleinkram kombiniert. Auch die Vergesellschaftung mit zarten Gartenpflanzen wie
Lavendel und Nigella ergab interessante Effekte.
Eine unserer Damen konnte der
Versuchung nicht widerstehen, ihre Iris pseudacorus, die heuer immens stark
ausgetrieben hat, zu einem Iris-Shōka zu verarbeiten. Noch waren die Blätter
stabil genug, denn mit Fortschreiten des Sommers transformieren sie sich gerne
in einen labbrigen, geknickten Zustand und sind nur noch gedrahtet verwendbar. Gut
geeignet für Rikka und Jiyūka, aber eben nicht für Shōka. Besonders wenn der
Teich sehr nährstoffreich und der Standort nicht vollsonnig ist, tritt dieses
Phänomen oft auf. Dann reicht schon eine sanfte Brise und sämtliche Blätter
sind mehr oder weniger stark geknickt.
Hier nun die Bilder unseres gestrigen
Schaffens – der Kurs war wieder einmal bis auf den letzten Platz ausgebucht. Schön langsam müssen wir wohl für die Korrektur Nummern ziehen, damit jeder rechtzeitig drankommt und nicht zu lange warten muss.
Pfingstrosen im Körbchen ....
.... als natürliches Jiyūka
.... und als modernes Shōka
shōfūtai isshu-ike
Iris-Shōka (die shin-Blüte ist leider noch nicht ganz offen)
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