Beim diesjährigen
IBV-Kongress im Wilhelm Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod standen Seminare von
Mitgliedern der Stuttgarter Ikebana-Schule und von Ikenobō im Mittelpunkt. Die
Stuttgarter Schule zeichnete für die Tischdekoration verantwortlich und es
wurden zwei Seminare zum Thema Ikebana und Musik abgehalten. Bei Ikenobō reichte
der Bogen von traditionell zu modern, mit Seminaren zu Rikka shōfūtai, Shōka und
Rikka shinpūtai und Jiyūka.
Bei der Mitgliederversammlung wurde der Austragungsort
der nächsten BUGA – Heilbronn – vorgestellt. Die Präsentation zeigte die
Verwandlung des Geländes vom heruntergekommenen, zugemüllten ehemaligen
Bahnhofsgebiet zu einem Ausstellungsgelände, das in der Folge zu einem neuen
Stadtteil weiterentwickelt werden soll.
Aber jetzt zum Ikebana-Teil: Ich hatte
das Glück, meinem Wunschseminar zugeteilt zu werden. Ich kannte den
Vortragenden, Dr. Horst Nising, hauptsächlich dem Namen nach und bin ihm
lediglich bei diversen Veranstaltungen kurz mal über den Weg gelaufen. Es traf
sich daher ganz vortrefflich, dass er ein Seminar zum Thema traditionelles
Rikka shōfūtai abhalten wollte. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von Frau Marie
Luise Luibrand.
Wer schon einmal Rikka arrangiert hat weiß, dass die
vorgesehene Seminarzeit dafür recht knapp bemessen ist. Besonders wenn man bedenkt,
dass ein Großteil der angemeldeten Damen anderen Ikebana-Schulen angehört und
von der Rikka-Technik wenig Ahnung hat. Noch dazu ist die zugrundeliegende Theorie
alles andere als kurz und einfach zu formulieren.
Dr. Nising wählte einen sehr
interessanten Ansatz, um das Thema allen Seminarteilnehmerinnen (6
Sogetsu-Damen, 1 x Rose Ikebana und 3 Ikenobō-Vertreterinnen) näher zu bringen.
Die sehr ausführliche Seminar-Mappe enthielt neben Geschichte und theoretischen
Grundlagen auch das Foto eines sehr modernen Rikka shōfūtai, das im
Februar-Heft von kadō veröffentlicht wurde.
Dieses Arrangement von Prof. Yukei Miura wurde
von Dr. Nising detailliert aufgeschlüsselt und entsprechend beschriftet. Ziel
des Seminars war es, dieses Arrangement – auch wenn wir anderes Material zur
Verfügung hatten – möglichst genau zu kopieren.
Dr. Nising begleitete uns
Schritt für Schritt durch das Arrangement. Nachdem er die Zweige für die Hauptelemente
shin, soe und uke vorbereitet
und positioniert hatte, wurden wir in die Botanik entlassen, um selbst nach
passenden Ästen zu suchen. Während wir unsere Beute bearbeiteten, standen uns
die beiden Seminarleiter stets mit Rat und Tat zur Verfügung.
Zum Ende der
ersten Einheit war das Grundgerüst aufgebaut, das bis zum Abendessen mit
weiteren Elementen ergänzt wurde. Als besonders anspruchsvoll erwies sich dabei
die fließende Linie nagashi, die aus
Typhablättern gearbeitet wurde. Diese Blätter sind zwar sehr stabil und lange
haltbar, leider aber auch drehfreudig und widerspenstig. Aber wir haben auch
das ganz passabel hinbekommen.
Nach dem ersten Tag konnten wir ein Arrangement
vorweisen, dass zu gut ⅔ fertiggestellt war. Im Vergleich mit den anderen
Seminaren, deren Ergebnisse beim abendlichen Rundgang bewundert werden konnten,
hinkten wir natürlich gewaltig hinterher. Unser Raum war abgeschlossen,
schließlich sollten erst die vollendeten Arrangements ausgestellt werden.
Die
letzte Seminareinheit haben wir kräftig überzogen, aber anders wären wir nicht
zurande gekommen. Die abschließenden Elemente wie maeoki, hikae und die
beiden dome erforderten viel Zeit und
Draht, um in die korrekte Ausrichtung gebracht zu werden.
Für die abschließende
Endkorrektur nahm sich Dr. Nising viel Zeit und korrigierte behutsam die
gröbsten Problemzonen. Dabei sparte er nicht mit Anerkennung für die geleistete
Arbeit, was zu zufriedenen Teilnehmerinnen führte, die auf ihre Arrangements
stolz sein konnten.
Der Ausflug am Samstagnachmittag führte uns in
Städel-Museum nach Frankfurt, wo wir die Rubens-Ausstellung bei einer hervorragend
gestalteten Führung genießen konnten.
um geselligen Abend trafen wir uns alle
in der geschmückten Aula, wo zu allererst die tolle Tischdekoration ausführlich
bewundert wurde. Für die musikalische Untermalung sorgte das Kleine Orchester
Darmstadt mit besinnlichen aber auch mitreißenden Stücken. Wir schafften es
sogar durch andauernden Applaus, gleich zwei Zugaben herauszuschinden, bevor
wir die Musikerinnen und Musiker endlich ziehen ließen.
Den krönenden Abschluss
des Kongresses bildete die Vorführung von Prof. Shūsui Pointner-Komoda, die uns fünf ausgewählte
Arrangements in der Tradition der Ikenobō-Schule präsentierte.
Und dann war er
auch schon wieder Geschichte, der 37. IBV-Kongress in Wiesbaden-Naurod. Auf ein
Wiedersehen im kommenden Jahr bei Seminaren der Ohara-Schule!
Dr. Nising bei der Arbeit und sein fertiges Arrangement
unsere Gruppe ....
.... und unsere Arrangements
hier noch mein Beitrag
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