Das Generalthema "Less
is more", das sich als roter Faden durch das Jahresprogramm des Chapters
Vienna #223 zieht, sah für den Herbst das Motto "Feiner Glanz und zarte
Risse" vor. Dabei ging es um die Zen-Ästhetik des wabi und wie dieses Prinzip im Ikebana umgesetzt werden könnte.
Unsere Präsidentin hielt ein Kurzreferat zum Thema und danach wurde angeregt
über einzelne Punkt ihrer Ausführungen diskutiert.
Der Begriff wabi wird heutzutage ja beinahe
inflationär gebraucht. Vieles, was irgendwie alt, schäbig oder heruntergekommen
aussieht, wird dann als wabi benamst,
obwohl der philosophische Hintergrund ein gänzlich anderer ist.
Es geht um herbe
Schlichtheit, in der doch das Edle erkannt werden kann. Nicht die augenfällige Pracht
zählt, sondern die versteckte Schönheit, die nicht auf den ersten Blick sichtbar
ist. Auch das Verstreichen der Zeit, das beispielsweise durch Gebrauchsspuren erkennbar
ist, spielt eine Rolle. Absichtslosigkeit und das Ruhen in sich selbst sind
ebenfalls Begriffe, die in die Thematik hineinspielen.
Glanz und Risse wurden
vielfach durch die Verwendung von Raku-Gefäßen sichtbar gemacht.
Unterschiedliche Texturen sowohl von Pflanzen als auch Gefäßen verbanden sich
zu harmonischen Werken.
Jedes einzelne Arrangement wurde genau besprochen und
daraufhin aufgeschlüsselt, wie sich wabi darin zeigt.
Mein Beitrag war ein Shōka
shinpūtai aus einer kleinblütigen weißen Gartenchrysantheme mit einem
wunderbaren Schwung, die von kleinen Knospen bis hin zu voll erblühten Blüten schon
von sich aus das Verstreichen der Zeit ausdrückte. Die Vergänglichkeit des
Lebens wurde durch die bereits leicht eingetrockneten Beeren der Callicarpa
betont und das zerfressene Blatt der Hirschzunge, das noch dazu die Rückseite mit
den braunen Sporenbahnen zeigte, bildete einen optischen Anker im unteren
Bereich des Arrangements.
Zum naturnahen, reduzierten Ausdruck des Shinpūtai trug
auch die schlichte Raku-Teeschale bei, in der auf schwarzem Kies arrangiert
wurde.
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