Freitag, 7. September 2018

Eine Ausstellung in Forstenried

Was tut man, wenn eine gute Freundin eine Ausstellung veranstaltet (und etwas knapp an Personal ist)? Man packt Podest, Gefäß und Blumen ins Auto, vergisst möglichst nicht auf das Handwerkszeug und fährt los. Schließlich verfährt die Freundin im Gegenzug genauso. 

So geschehen am Mittwoch. Christa und ich machten uns auf den Weg nach München-Forstenried, wo Inge Reichel eine Ikebana-Ausstellung im Pfarrsaal von Heilig Kreuz ausrichtete. 
Nicht nur wir hatten einen weiten Weg zurückgelegt, es kamen auch Mitstreiter aus Berlin, aus der Schweiz und aus Liechtenstein, um die "Einheimischen" zu verstärken. Also eine ziemlich internationale Angelegenheit. 

Bei unserem Eintreffen kurz nach Mittag war im Saal schon einiges los. Podeste und Hintergründe waren bereits aufgestellt worden und die ersten Damen (und nicht zu vergessen das einzige männliche Wesen) werkten schon an den Arrangements. Auch unsere Meisterin, Prof. Pointner-Komoda, gab sich die Ehre. 

Nachdem wir unseren Krempel in den Saal geschleppt hatten und uns die Plätze zugewiesen worden waren, machten auch wir uns ans Werk. Christa arbeitete eine herbstliche Jiyūka-Kombination mit Chrysanthemen und Dahlien, während ich mich mit einem kleinen suna-no-mono beschäftigte. 
Und dabei kräftig auf den Händler fluchte, von dem ich am Vortag "frische" Anthurien gekauft hatte. 2 der 5 Exemplare (und zwar diejenigen, die ganz oben aus dem Bündel herausschauten) waren auch knackig-frisch, aber die restlichen Stiele entpuppten sich nach dem Transport als ziemlich müde Gesellen. Da wurde wohl umgepackt und alte Ware unter die frischen Anthurien gemogelt. So schnell wird der Händler kein Geschäft mehr mit mir machen. 

Jedenfalls arrangierte ich erst einmal so, wie ich es mir vorgestellt hatte und überlegte mir im Hinterkopf einen Plan B. Nachdem Christa und ich unsere Arbeiten vollendet hatten, machten wir einen kleinen Ausflug zu Blumenhändlern, die uns die einheimischen Ikebanesen empfohlen hatten. Dort wurde ich dann auch fündig und erwarb recht interessante Chrysanthemen, die im mein Farbschema von Rosa-Weiß-Grün passten. 
Die wollte ich für den Notfall vorbereiten, damit Inge – falls sich die "Problem-Anthurie" verabschieden sollte – Material zum Auswechseln parat hat. Wir konnten nämlich nicht während der gesamten Ausstellung bleiben, sondern mussten uns sogar schon vor der Eröffnung wieder auf den Heimweg machen. 

Nach einem netten Abend im nahegelegenen Wirtshaus und einer Portion Schlaf wollten wir am nächsten Morgen bei gutem Licht eine Fotorunde machen und noch bei diversen Vorbereitungsarbeiten mit Hand anlegen. 
Überraschung am Morgen – die fragliche Anthurie hat nicht überlebt, sondern sich gleich viel früher als befürchtet verabschiedet. Also baute ich mein Arrangement um und ich muss sagen, die zweite Version hat mir sogar recht gut gefallen. 
Der Anthurien-uke wurde gegen die Chrysantheme ausgetauscht und dazu kam dann noch eine weitere Chrysanthemenblüte in den . Schließlich soll kazai immer an mindestens 2 Stellen im Arrangement vorkommen. 

Dann hatten wir endlich die Muße, die anderen Werke zu bewundern. Es gab überdurchschnittlich viele traditionelle Shōka shōfūtai zu sehen (darunter auch ein hängendes Boot, das an einer Wahnsinnskonstruktion baumelte: ein riesiger Ständer in Mondsichelform, gefertigt aus einem massiven Träger und Baustahl), sehr interessante und vielfältige Jiyūka und auch Shōka und Rikka shinpūtai. 
Inge baute wieder eine riesige Landschaft in zwei überdimensionalen Schalen auf, die den Weg von Deutschland nach Japan symbolisierte. Diesmal war der Eindruck ganz anders als bei der Generalprobe in Puchberg. 

Wir mussten uns leider auf den Heimweg machen, bevor die letzten Arrangements fertiggestellt waren. Aber wir werden von unseren Freunden mit Bildern und Berichten der Eröffnung versorgt werden. Hier nun einige Arrangements, die besonderen Eindruck hinterlassen haben.


 
Jiyūka-Kombination von Christa und meine B-Version des suna-no-mono
 



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