Was tut man, wenn eine gute
Freundin eine Ausstellung veranstaltet (und etwas knapp an Personal ist)? Man packt
Podest, Gefäß und Blumen ins Auto, vergisst möglichst nicht auf das Handwerkszeug
und fährt los. Schließlich verfährt die Freundin im Gegenzug genauso.
So
geschehen am Mittwoch. Christa und ich machten uns auf den Weg nach München-Forstenried,
wo Inge Reichel eine Ikebana-Ausstellung im Pfarrsaal von Heilig Kreuz
ausrichtete.
Nicht nur wir hatten einen weiten Weg zurückgelegt, es kamen auch
Mitstreiter aus Berlin, aus der Schweiz und aus Liechtenstein, um die "Einheimischen" zu verstärken. Also eine
ziemlich internationale Angelegenheit.
Bei unserem Eintreffen kurz nach Mittag war
im Saal schon einiges los. Podeste und Hintergründe waren bereits aufgestellt worden
und die ersten Damen (und nicht zu vergessen das einzige männliche Wesen)
werkten schon an den Arrangements. Auch unsere Meisterin, Prof.
Pointner-Komoda, gab sich die Ehre.
Nachdem wir unseren Krempel in den Saal
geschleppt hatten und uns die Plätze zugewiesen worden waren, machten auch wir uns ans
Werk. Christa arbeitete eine herbstliche Jiyūka-Kombination mit Chrysanthemen
und Dahlien, während ich mich mit einem kleinen suna-no-mono beschäftigte.
Und dabei kräftig auf den Händler
fluchte, von dem ich am Vortag "frische" Anthurien gekauft hatte. 2 der
5 Exemplare (und zwar diejenigen, die ganz oben aus dem Bündel herausschauten)
waren auch knackig-frisch, aber die restlichen Stiele entpuppten sich nach dem
Transport als ziemlich müde Gesellen. Da wurde wohl umgepackt und alte Ware
unter die frischen Anthurien gemogelt. So schnell wird der Händler kein
Geschäft mehr mit mir machen.
Jedenfalls arrangierte ich erst einmal so, wie
ich es mir vorgestellt hatte und überlegte mir im Hinterkopf einen Plan B.
Nachdem Christa und ich unsere Arbeiten vollendet hatten, machten wir einen
kleinen Ausflug zu Blumenhändlern, die uns die einheimischen Ikebanesen
empfohlen hatten. Dort wurde ich dann auch fündig und erwarb recht interessante
Chrysanthemen, die im mein Farbschema von Rosa-Weiß-Grün passten.
Die wollte
ich für den Notfall vorbereiten, damit Inge – falls sich die "Problem-Anthurie"
verabschieden sollte – Material zum Auswechseln parat hat. Wir konnten nämlich
nicht während der gesamten Ausstellung bleiben, sondern mussten uns sogar schon
vor der Eröffnung wieder auf den Heimweg machen.
Nach einem netten Abend im nahegelegenen
Wirtshaus und einer Portion Schlaf wollten wir am nächsten Morgen bei gutem
Licht eine Fotorunde machen und noch bei diversen Vorbereitungsarbeiten mit
Hand anlegen.
Überraschung am Morgen – die fragliche Anthurie hat nicht
überlebt, sondern sich gleich viel früher als befürchtet verabschiedet. Also
baute ich mein Arrangement um und ich muss sagen, die zweite Version hat mir
sogar recht gut gefallen.
Der Anthurien-uke
wurde gegen die Chrysantheme ausgetauscht und dazu kam dann noch eine weitere Chrysanthemenblüte
in den dō. Schließlich soll kazai immer an mindestens 2 Stellen im
Arrangement vorkommen.
Dann hatten wir endlich die Muße, die anderen Werke zu bewundern.
Es gab überdurchschnittlich viele traditionelle Shōka shōfūtai zu sehen
(darunter auch ein hängendes Boot, das an einer Wahnsinnskonstruktion baumelte:
ein riesiger Ständer in Mondsichelform, gefertigt aus einem massiven Träger und
Baustahl), sehr interessante und vielfältige Jiyūka und auch Shōka und Rikka shinpūtai.
Inge baute wieder eine riesige Landschaft in zwei überdimensionalen Schalen auf,
die den Weg von Deutschland nach Japan symbolisierte. Diesmal war der Eindruck
ganz anders als bei der Generalprobe in Puchberg.
Wir mussten uns leider auf
den Heimweg machen, bevor die letzten Arrangements fertiggestellt waren. Aber
wir werden von unseren Freunden mit Bildern und Berichten der Eröffnung
versorgt werden. Hier nun einige Arrangements, die besonderen Eindruck hinterlassen haben.
Jiyūka-Kombination von Christa und meine B-Version des suna-no-mono
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