Dienstag, 28. Januar 2020

Shōka shinpūtai

Bedingt durch die grassierende Grippewelle waren wir diesmal ein wenig ersatzgeschwächt. Dafür konnten wir uns dem Thema Shōka shinpūtai ausführlich widmen und den Theorie-Teil ausführlich gestalten. Das kam besonders dem Nachwuchs zugute, aber auch den Profis konnte ein wenig Auffrischung nicht schaden. 

Zugegebenermaßen war die Materialkombination diesmal überaus ungewöhnlich und sehr anspruchsvoll, dafür aber der Jahreszeit entsprechend. 
Es gab feine Weidenkätzchen, dunkelblaue Anemonen (rote wären besser gewesen, aber die waren leider nicht erhältlich) und Eukalyptus. Gearbeitet werden sollten wahlweise ein "normales" oder ein geteiltes Shōka shinpūtai. 

Jedes der Materialien war als shu verwendbar, je nachdem, welcher Aspekt im Mittelpunkt stehen sollte: Entweder die Pracht der Anemonenblüten (die wird sich allerdings erst morgen so richtig entfalten), die grazile Bewegung der Weide oder das Graugrün der Eukalyptusblätter, die wie von Reif überzogen wirkten. Auch durch die mögliche Teilung des Fußes konnte der Ausdruck variiert werden. 

Zum Schluss präsentierten sich 12 sehr unterschiedliche Shōka shinpūtai, von denen eines sich allerdings standhaft weigerte, fotografiert zu werden. 
Zusätzlich entstanden ein Freestyle-Arrangement mit alternativer Befestigung in einer Glasvase (eine Zwischenprüfung) und eine weitere Freestyle-Arbeit mit typischen Frühlingsmaterialien. 

Die Vorbereitungsarbeiten für den Blütenzweige-Workshop am Wochenende sind auch schon beinahe abgeschlossen. Das Material ist bestellt, jetzt dürfen wir uns nur noch überraschen lassen, was am Freitag schlussendlich wirklich lieferbar ist.


Freitag, 17. Januar 2020

Monatstreffen Ikebana International

Das erste Monatstreffen von Ikebana International Chapter #223 Vienna in der StudioGalerie bildete den Beginn eines zweiteiligen Zyklus, bei dem die "Grade der Förmlichkeit" eines Arrangements im Mittelpunkt stehen. 
Den Auftakt bildete der Zugang der Ikenobō-Schule zu diesem Thema, im Februar wird dann mit dem Prinzip 30 aus dem Werk "Die 50 Prinzipien von Sōgetsu" von Sofu Teshigahara die Sicht der Sōgetsu-Schule umgesetzt. 

Bei Ikenobō spielen Förmlichkeitsgrade nur bei den traditionellen Stilen Rikka und Shōka shōfūtai eine Rolle. Da die Förmlichkeit eines Arrangements mit dem Erscheinungsbild, der "äußeren Form", verknüpft ist, gibt es bei Freestyle-Arrangements, die keinem vorgegebenen Muster folgen, diese Einteilung nicht. 

In der Beschreibung des Arrangements für das Monatstreffen gab es bereits Hinweise, dass die Förmlichkeitsstufen shin, gyo und so mit dem Erscheinungsbild der Pflanzen und der Vasenform gekoppelt ist. 
So brachte jeder der Anwesenden Zweige und Blumen mit und arrangierte in dazu passenden Gefäßen nach eigenem Gutdünken. 

Nach Beendigung der Arbeit erklärte ich den Zuhörern ein wenig detaillierter die Unterschiede zwischen den Förmlichkeitsstufen im Rikka und im Shōka und wie Material, Gefäß und Ausdruck zusammenpassen müssen. 
Als Anschauungsbeispiel verwendete ich mein Shōka isshu-ike mit Eustoma im zundo, das einer gyo-no-shin-Form entsprach. 
Auch ging ich darauf ein, dass man zwar Zweige in eine bestimmte, Form bringen kann, wenn aber die Qualität des Materials nicht mit der Form harmoniert, dann wirkt das Ganze unnatürlich. Das Beispiel von schlanken Palmkätzchenzweigen, die zwar stark gebogen werden können, trotzdem aber keine so-Form bilden, war recht anschaulich. 
Bei der Besprechung der einzelnen Arrangements im Anschluss an den kurzen Vortrag versuchten wir, die kreativen Werke aufgrund der verwendeten Hauptmaterialien in shin, gyo und so zu klassifizieren. 

Nach dem Plündern des Buffets zog sich der Vorstand zur Sitzung zurück, bei der die geplanten Veranstaltungen besprochen, über die Fortschritte bei der Neugestaltung der Website (die Veröffentlichung steht kurz bevor!) berichtet und der nächste große Brocken, die Vorstandswahlen, in Angriff genommen wurden.

Arrangements mit Material der shin-Qualität: 

Diese Materialien gehen mehr in Richtung gyo-Qualität:

Altes, knorriges Material, also mit so-Qualitäten:

Hier gleich mal alle drei Qualitäten nebeneinander

Mein Shōka shōfūtai isshu-ike

Mittwoch, 15. Januar 2020

Ikebana in Rot - Weiß - Grün

Für das erste Ikebana im neuen Jahr verwendeten wir diesmal keine traditionellen Materialien wie Kiefer, Bambus und blühende Pflaume. Stattdessen stand ein Arrangement freier Wahl in den Farben Rot – Weiß – Grün auf dem Programm. 
Vorgabe war noch, dass der Ausdruck eher festlich sein sollte, was entweder durch entsprechende Gefäße oder üppigeres Arrangieren erzielt werden kann. 

Für diejenigen, die das Überraschungspaket gebucht hatten, gab es kleine dunkelrote Gerbera (durch die langen Stiele hingen die Blüten noch etwas herab, aber über Nacht haben sie sich dann erholt), Paperwhite-Tazetten mit schönen Blättern, Bartnelkenbällchen und Lederfarn. 
Die Materialzusammenstellung ermöglichte eine breite Palette an Variationen, angefangen von der Materialqualität, die im Mittelpunkt steht (Punkt, Linie, Fläche, Masse), über die Fußposition bis hin zur Ausrichtung des Arrangements (aufrecht, geneigt, horizontal). 

Bei den Fußpositionen blieben die meisten bei der engen Form und auch die Linie wurde als Materialqualität bevorzugt. Aber es gab sehr wohl Variationen, auf welcher Blumenart der Fokus liegen sollte. 
Unter den selbst mitgebrachten Materialien dominierten Anthurien und Amaryllis und es wurden neben Freestyle-Arrangements auch zwei Shōka shinpūtai arrangiert. 

Der Saal war wieder außergewöhnlich gut besetzt und es kamen zwei neue Damen zum Schnuppern vorbei. Bleibt zu hoffen, dass der Trend anhält und sich über das Jahr hin stabilisiert. 
Fotos gibt es von beinahe allen Arrangements, das eine oder andere zieht es aber immer mal vor, anonym zu bleiben.