Samstagfrüh machten Uschi und ich uns auf den Weg ins
Wilhelm Kempf-Haus nach Wiesbaden-Naurod, wo das Tachibana Kadokai-Chapter Deutschland
ein Seminar mit Professor Manabu Noda ausrichtete.
Wir hatten echt Glück, dass wir
noch Plätze ergatterten, denn wenn man nach der Zahl der Anfragen gegangen
wäre, hätten leicht zwei Seminare veranstaltet werden können. Es gab mehr als
60 Anmeldungen und dass Uschi von der Warteliste auf einen frei gewordenen
Platz rutschen würde, war anfangs mehr als unwahrscheinlich. Aber wie gesagt,
wir hatten das Glück auf unserer Seite und wir freuten uns schon sehr auf 5
intensive Tage angefüllt mit Ikebana.
Auch Gabriela hatte eine Zusage erhalten,
womit unsere Gruppe gut vertreten war. Des Weiteren wurde das Teilnehmerfeld
mit den beiden Lehrerinnen aus Oberösterreich noch zusätzlich verstärkt. Die
Study Group war demnach wirklich gut vertreten.
Der Samstag war der Anreise und
dem Kennenlernen vorbehalten. Die Plätze im Seminarraum wurden der
Gerechtigkeit halber ausgelost und wir drei fanden uns schön verteilt und weit
voneinander entfernt wieder.
Wir haben nur noch unsere Arbeitsplätze
hergerichtet, bevor wir uns zum Kräftesammeln relativ früh zurückgezogen haben.
Der Sonntag startete mit einer intensiven Theorie-Einheit, die bis zum Mittag
dauerte. Professor Noda erklärte uns ein wenig über die Geschichte des Ikebana
und die Entwicklung der verschiedenen Stile, bevor er sich speziell auf
Freestyle konzentrierte.
Nach den allgemeinen Erläuterungen, wie man denn ein Jiyūka
planen soll und worauf es im Wesentlichen ankommt, folgten der speziellere Teil
und die Vorführungen.
Das eigentliche Thema des Tages waren alternative
Befestigungstechniken und worauf man bei der Verwendung von Glasgefäßen achten
muss. Wir sollten aus zur Verfügung gestelltem und selbst gesammeltem
Material ein Arrangement in einem Glasgefäß arbeiten, indem wir Aluminiumdraht
und Saugnäpfe zur Befestigung verwendeten.
Professor Noda demonstrierte anhand
von 5 Arrangements verschiedene Befestigungstechniken. Zuerst schnitt er eine PET-Flasche
zu einem langen Streifen, verknotete diesen und steckte den entstandenen
lockeren Ball in ein Weinglas. Darin befestigte er eine Herbstanemone, fügte
Sedum und eine kleine Chrysantheme am Fuß hinzu und fertig war ein kleines Begrüßungsarrangement.
Technik 2 bestand aus Aluminiumdraht, der locker und ungleichmäßig in ein höheres
Glasgefäß gestopft und zur Stabilisierung an einer Stelle mit einem Saugnapf
befestigt war. Der Draht reichte über den Gefäßrand hinaus und erschloss somit einen
größeren Raum. Das Drahtgeflecht diente als Verankerung für Alstromerien und
Gräser wobei darauf geachtet wurde, dass alle Linien möglichst aus einem engen
Bereich aufstiegen.
Nach dem hohen Gefäß war dann eine weite Schale an der
Reihe. Hier wurden Drahtschlaufen mit Saugnäpfen am Boden befestigt und die
Calla und anderen Materialien in spiralig gedrehten Halterungen fixiert. Eine etwas
wackelige Angelegenheit, aber sobald alles im Gleichgewicht war, hat es gut
gehalten.
Technik Nummer 4 lehnte sich stark an den kubari-Befestigung mit Astgabeln an. Ein mehrfach gegabelter Zweig
wurde horizontal in eine wunderschöne Keramik-Schale geklemmt und diente als
Ankerpunkt für einen Holunderzweig, einige Chrysanthemenblüten und als Richtung
gebendes Element ein Taglilienblatt.
Das letzte Arrangement war dann ein
Miniatur-Jiyūka, bei dem eine kleine Filmdose mittels Saugnapf an einem
Postkartenhalter befestigt wurde. Vor diesem Hintergrund lächelte uns eine
Herbstanemone freundlich an, die von einigen anderen kleinen Blümchen begleitet
wurde.
Nach dem Mittagessen waren wir dann am Zug und es war gar nicht so
einfach, wie es in der Vorführung ausgesehen hat, die Pflanzen sicher an Ort
und Stelle zu halten. Im Nachhinein erzählte uns Professor Noda, dass er selbst
sehr lange geübt hat, bis ihm die Technik so mühelos von der Hand gegangen ist.
Hier nun die Vorführungs-Arrangements und die Werke von Gabriela, Uschi und mir
(die beiden letzteren auch in der Ansicht von oben, denn die Befestigung ist
hier ein wichtiger Teil des Arrangements).
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