Im
Ikenobō-Haus ist heute Großreinemachen angesagt. In Vorbereitung auf die
Ausstellung, die ab 11. November hier stattfinden wird, wurden die Böden in den
diversen Übungsräumen auf Hochglanz poliert. Schon in den frühen Morgenstunden
waren unzählige Arbeiter im Einsatz. Es war uns etwas unangenehm, als wir vom
Aufzug zu unserem Seminarraum wollten, dass wir über die frisch eingelassenen
Flure laufen mussten.
Unser Lehrer für die nächsten drei Unterrichtseinheiten,
Professor Miura Daiji, kam schon sehr zeitig zu uns und begutachtete erst
einmal das kazai, das ihm und uns zur
Verfügung stand, bevor er sich angeregt mit unseren Japanisch sprechenden Damen
unterhielt.
Pünktlich um 9:30 begann dann der Unterricht mit einer allgemeinen
Einführung in Shinpūtai, wobei er die Unterschiede zwischen Shōka und Rikka
darlegte und besonderen Wert auf die Bedeutung des ashirai legte. Dann durften wir uns im Gefäßraum mit Vasen und
kenzan eindecken, bevor Miura-sensei mit
unglaublicher Geschwindigkeit seine Version des Rikka shinpūtai demonstrierte.
Ich glaube, die Lehrkräfte werden in der Ikenobō-Akademie auf besondere
Schnelligkeit trainiert.
Das Material, das uns zur Verfügung stand, war sehr
ungewöhnlich. Ehrlich gesagt, wenn ich in der Blumenhandlung die Wahl hätte,
auf diese Kombination wäre ich nie im Leben gekommen.
Da gab es take-shaga, eine fächerförmige Gruppe
Irisblätter auf einem immens langen, bambusähnlichen Stiel (daher auch der
Name). Dann einen dicken Ast mit großen, vergilbten bis bereits dürren Blättern
und gleichzeitig grünen Beeren daran. Braunrote Leucodendron, sehr elegante,
rote Weidenzweige, einen Stiel mit schwarzen Pfefferonischoten und ein rundes,
ledriges Blatt, das ebenfalls gelblich verfärbt war.
An Blumen befanden sich eine
kleine Heliconie, zwei Stiele Cosmeen und ein Stämmchen White Star (eine
haarige Blume mit sehr klebrigen Saft, die wir sonst in hellem Türkis-blau in
vielen Arrangements finden) in unserem Überraschungspaket. Das war es dann auch
schon. Wie gesagt, ich hätte so niemals gewählt. Zusätzlich hatten wir
natürlich noch das Restmaterial der vergangenen Tage zur Verfügung. Allerdings
muss ich sagen, dass die fertigen Arrangements einen wunderbaren herbstlichen
Ausdruck vermittelten.
Für die zweite Gruppe wurde heute ein sehr modernes
Shōka sanshu-ike mit herbstlich
verfärbter Azalee, Irisblättern und traumhaft schönen Enzian in einem
durchdringenden Blau vorgeführt. Danach gab es noch ein Shōka shōfūtai nishu-ike maze-ike mit Miscanthus und
Ballonblumen zu bewundern.
Da wir recht flott unterwegs waren, konnten wir den
Unterricht zeitiger beenden und hatten noch die Gelegenheit, durch die Stadt zu
streifen, bevor wir uns zum gemeinsamen Abendessen wieder trafen.
Miura-sensei mit seinen Arrangements ...
... und das haben wir zusammen gebracht
mein Beitrag mit einer Detailaufnahme des gedan-Bereichs
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