Heute durften wir uns mit einem ganz besonderen modernen
Rikka shōfūtai beschäftigen: die Sonderform taka-uke
stand auf dem Programm. Man könnte auch sagen, dass es sich um ein Rikka mit
besonderer Betonung (kyōchō)
des mikoshi handelt, abhängig davon,
welchen Namen man einigen Linien gibt. Der mikoshi
könnte also taka-uke heißen und
den mikoshi-shita könnte man auch als
mikoshi-za titulieren. Alles nur eine
Frage der Namensgebung, schließlich sind wir beim modernen Rikka shōfūtai und
nicht bei einer klassischen Form, wo die Regeln um ein Vielfaches strenger
ausgelegt werden.
Jedenfalls erklärte Nishida-sensei anhand von Zeichnungen und praktischen Beispielen, welche
Linien sich warum ändern, wenn man eine bestimmte Betonung eines Elements
vornimmt. Eigentlich eh ganz logisch, bis man selbst vor seinem Arrangement
sitzt und ins Grübeln kommt.
Wir hatten wunderbares Material zur Verfügung:
Baumwürger für die besondere Linie (wie auch immer sie jetzt heißen mag), helle
Anthurien, die ganz feinen Heliconien, die ich bei uns noch nie gesehen habe,
Blätter der shaga-Iris und der Iris
orientalis, großen Hirschzungenfarn, Säulenasparagus, eine mir unbekannte
Pflanze, die entfernt an Kiefer erinnert, aber krautig ist, Minichrysanthemen
und Farn für die dome und als maeoki grün-gelb gesprenkelte Blätter an
einem feinen Stiel.
Im Blumenkübel war eigentlich gar nicht so viel kazai, aber das fertige
Vorführarrangement bestach durch viel Bewegung und vermittelte einen
leuchtenden Eindruck. Professor Nishida zeigte auch ganz genau vor, auf welche
Art er die benötigten ukezutsu gerne
vorbereitet haben wollte. Mir ist aufgefallen, dass jeder Professor da eigene
Vorlieben hat, die doch stark voneinander abweichen können.
Vor der
Mittagspause schafften wir es gerade noch, die Gefäße herzurichten und die
ukezutsu aufzustellen. Dann mussten wir uns beeilen und ein wenig restaurieren,
denn um 13:00 waren wir zur Audienz bei Ikenobō Sen'ei geladen. Den Big Boss
darf man schließlich nicht warten lassen.
Der Headmaster nahm sich gut 15
Minuten Zeit für uns, bevor wir unsere Geschenke überreichten und der
obligatorische Fototermin anstand. Meinem Empfinden nach wirkte der Headmaster
erholt und vital, nicht so müde wie bei seinem Besuch in München. Er erzählte
auch, dass er an der tanabata-Ausstellung aktiv mitwirken wird.
Zurück im Seminarraum ging es ans Auspacken der Blumen und
siehe da, welch große Überraschung, mein Baumwürger konnte ganz eindeutig nur
in einem gyakkugatte-Rikka verwendet
werden. Irgendwie hab ich die linken Formen scheinbar gepachtet.
Das Arbeiten
ging gut von der Hand, da Professor Nishida eigentlich sehr wenig und nur dort gedrahtet
hat, wo es unbedingt nötig war. Es ist im modernen Rikka shōfūtai der Trend hin
zu möglichst viel Natürlichkeit deutlich zu bemerken. Im Vergleich zu früher,
wo jeder Farn oder Asparagus bis in die Spitze umwickelt werden musste, stellt
das eine wesentliche Vereinfachung dar. Außerdem, es ist ja kein Ersatzmaterial
eingeplant, wenn irgendetwas abbricht, muss man in die Blumenhandlung im Keller
und hoffen, dass es das erforderliche kazai
überhaupt noch gibt.
Wir sind alle in der vorgegebenen Zeit fertig geworden und
dadurch, dass Nishida-sensei
zwischendurch die gröbsten Unstimmigkeiten beseitigt hat, sind die Endkorrekturen
auch flott vonstatten gegangen.
Für zwei der Damen, die sich noch nicht ans
Rikka wagten, wurde ein Jiyūka vorgeführt und Prof. Nishida demonstrierte für
die beiden auch ein Shōka shinpūtai.
Dann hieß es sich von Nishida-sensei verabschieden, denn in den
kommenden drei Seminartagen werden wir von Miura-sensei betreut werden, einem jungen, angehenden Professor. Am
Donnerstag ist in Japan Nationalfeiertag und nur für uns sperrt das Haus
überhaupt auf – eine große Ehre.
wie soll denn unser Rikka aussehen und wo steht eigentlich der ushiro-gakoi
Nishida-sensei mit seinem Arrangement
Details im gedan-Bereich
Sensei's zusätzliche Arrangements
mein Rikka - ich bin stolz darauf, es ist mir gelungen
Audienz beim Big Boss
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