Das Februar-Treffen von Ikebana International Chapter #223 Vienna war thematisch eine Fortführung des vorangegangenen
Monatstreffens. Es ging um die Grade der Förmlichkeit, diesmal aus Sicht der Sōgetsu-Schule.
Grundlage bildete das Prinzip 30 aus den "50 Prinzipien von Sōgetsu"
von Sōfū Teshigahara. Darin geht es um die Gegenüberstellung von Kunst und
"Nichtkunst", wobei das kanji für "nicht" dasselbe
ist, das im Zen-Buddhismus verwendet wird.
Laut Teshigahara sind beide Teile – sowohl
die Kunst als auch die Nichtkunst – für das Arrangieren erforderlich.
Weiters werden
im 30. Prinzip die Förmlichkeitsgrade shin, gyo und so dem
menschlichen Körper mit Knochen, Fleisch und Haut gegenübergestellt. In Sōfū's
Interpretation bilden die Knochen (stellen die Gedanken oder die Absicht dar), das
Grundgerüst, Fleisch und Haut sind die Materialien und die Umsetzung.
Über unser
heutiges Verständnis dieses philosophischen Ansatzes wurde angeregt diskutiert,
besonders über die Absichtslosigkeit, die in gewisser Weise der "Nichtkunst"
nahekommen könnte. Wir kamen überein, dass ein durchgestaltetes, geplantes
Arrangement als shin-Form ansehen werden könnte, die gyo-Form
bereits freier wirkt und in der so-Form die Natürlichkeit/Nichtgestaltung
überwiegt.
Andererseits gab es auch die Meinung, dass Knochen, Fleisch und Haut
(also Idee, Material und Umsetzung/Anlass) in einem Arrangement zusammenwirken
sollen. Als Beispiel wurde ein Arrangement zum Valentinstag genannt, bei dem Blumen,
Aufbau, Vasen und Anlass ein gemeinsames Ganzes bilden.
Es war eine sehr
spannende Auseinandersetzung mit einem Thema, das in der Ikenobō-Schule eigentlich
nur bei traditionellen Arrangements zur Anwendung kommt. Allerdings zieht sich das
Prinzip, dass die Auswahl von Pflanzen, Vase, Form und Ausdruck von Aufstellungsumgebung
und Anlass beeinflusst sind und bei der Gestaltung eine Rolle spielen, durch
alle Ikenobō-Stile.
Ich habe mich diesmal für ein Shōka shinpūtai in einer
zarten Lack-Vase entschieden. Drehweidenzweige mit winzigen Blattansätzen
als shu, die Ziermandelzweige, die durch ihren aufstrebenden Wuchs, die
grünen Blättchen und kleinen Blüten einen starken Kontrast zur Bewegung der
Drehweide ergaben als yo und eine einzelne Tazettenblüte an der mizugiwa,
die einen optischen Anker bildet, als ashirai.
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