Nachdem wir am Vormittag unsere
Rikka fertiggestellt hatten (die Shōka-Gruppe hatte sich mittlerweile mit ihren
nishu-ike beschäftigt), folgte die Korrekturrunde, sie überaus informativ war.
Noda-sensei ging intensiv und einfühlsam auf jeden Einzelnen
ein und erklärte sehr verständlich, was warum und wie zu ändern sei, um den
Gesamteindruck noch harmonischer zu gestalten. Dabei erkundigte er sich bei
fraglichen Linien immer, um welchen ashirai
es sich denn handle und gab dann Hinweise, wie die Sache noch verbessert werden
könnte.
Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Professor so auf seine
Studenten eingeht und versucht, deren Ideen noch besser in die Tat umzusetzen.
Wesentlich einfacher wäre es für ihn, einfach seine eigenen Vorstellungen
umzusetzen. Dass es das nicht tut, macht ihn vermutlich zu so einem guten und
gefragten Lehrer.
Nach der Mittagspause stand die letzte Theorie-Lektion an.
Dabei ging es um Rikka shōfūtai taka-uke
(eine der Lektionen aus dem naraimono
nana-kajō) beziehungsweise um ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike mit riku-mono.
Für das Rikka wählte Professor Noda Plattährengras als Hauptmaterial.
Da dieses als shin zu schwach und zu wenig ausdrucksvoll gewesen wäre, wurde es
in Form eines taka-uke in Szene gesetzt.
Als shin wurde ein nur
wenig gebogener Ebereschenzweig gewählt, dessen de nur halb so hoch wie in einem Standard-Arrangement angesetzt
war. Dadurch wurde der aufstrebende Charakter des Arrangements betont und
gleichzeitig die Schönheit der ausschwingenden Gräser verstärkt.
Diesmal kam
die Technik des sankasho-zukai zum Einsatz,
mit shin, uke-za und hikae aus den
Eschenzweigen. Um die Wirkung der Gräser zu erhöhen, wurden sie nur an einer
Position, nämlich als taka-uke
verwendet.
Auch im Bereich von dō und
maeoki lernten wir eine neue Technik
kennen. Da sowohl die Rosmarinzweige des dō
als auch die Salalblätter des maeoki einfarbig
grün waren, wurde als farbliche Trennung ein irogiri aus panaschiertem Pittosporum dazwischen gesetzt.
Das
Arrangement bestand aus kimono, tsuyo-mono und kusa-mono, weshalb zusätzlich ein kusa-michi erforderlich war und die dome nicht als in- und yo-dome, sondern als ki- und kusa-dome
ausgeführt wurden. Es musste natürlich besonders auf die sachiguchi der einzelnen Elemente geachtet werden, damit es nicht
zu (verbotenen) Vermischungen kam.
Die Shōka-Theorie beschäftigte sich mit Shōka
sanshu-ike allgemein (und da
besonders mit der Materialzusammenstellung) und ging danach erst auf allgemeine Regeln
für kabu-wake und dann im Speziellen
auf ein geteiltes Shōka shōfūtai sanshu-ike
ein.
Das ist die einzige Möglichkeit eines kabu-wake
mit riku-mono. In den traditionellen Arrangements
gyōdō-ike und sui-riku-ike muss immer zumindest eine kabu aus Wasserpflanzen bestehen. Im sanshu-ike hingegen sind auch nur Landpflanzen erlaubt, allerdings
sollte zumindest eine Pflanzenart einen "wässrigen" Charakter
aufweisen (wie glänzende Blätter, glatte Stiele, "feuchtes" Aussehen).
Vorgeführt wurde ein Arrangement aus Schachtelhalm, Eberesche und Calla in einer
weiten suiban. Davon gibt es erst
morgen ein Foto, denn das Arrangement ist im Vortragsraum verblieben und die
Tür war schon versperrt, als die Kamera endlich verfügbar war.
Nach der
Theorie-Einheit wurden wir in die Wälder geschickt, um passende Zweige für
unsere jeweiligen Arrangements zu schneiden. Wir haben seit der Früh gehofft,
dass es zu regnen aufhören würde (seit gestern am Abend hat es fast durchgehend
geschüttet) und wir wurden erhört. Es wurden nur unsere Füße ein bisserl
feucht, von oben kam kein Wasser herunter.
Morgen haben wir dann reichlich
Zeit, an unseren Arrangements zu arbeiten, bevor wir den Ausklang des Seminars
bei einem festlichen Abend genießen dürfen.
Hier erst einmal die Bilder unserer ersten
Rikka und dazu noch das heutige Arrangement von Prof. Noda.
Ach ja,
zwischendurch fand Noda-sensei noch
die Zeit, sein Begrüßungsarrangement ein wenig zu verändern und ein dazu
passendes zweites kleines Jiyūka zu arbeiten.
Uschi
Gabriela
mein Rikka - natürlich wieder gyaku-gatte
das taka-uke-Rikka von Noda-sensei
und seine Freestyle-Arrangements - man beachte die Details
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