Das Oktober-Treffen des
Chapters Vienna #223 von Ikebana International stand im Zeichen von "so
tun als ob". Das Thema lautete "kyo-jitsu
– Sein und Schein", wobei bereits in der Vorbesprechung verschiedene
Zugangswege erörtert und mit Bildern untermalt wurden.
Da ging es beispielsweise
um die "geborgte Landschaft", wenn der Hintergrund mit dem
Arrangement zu einer Einheit verschmilzt. Ein gutes Beispiel dafür ist das
berühmte geteilte suna-no-mono von Ikenobō
Senko I, das so gestaltet wurde, als würden die auf den Rollbildern im
Hintergrund sichtbaren Affen auf den Zweigen der Kiefern turnen.
Ein anderes
Beispiel ist der "durchstechende Zweig", bei dem es scheint, als
würde die Linie in der Gefäßwand verschwinden und auf der gegenüberliegenden
Seite wieder auftauchen. Eine Variation davon spielt mit der Illusion, dass
eine Linie scheinbar unsichtbar eine Lücke überbrückt.
In der Studiogalerie
waren gestern viele verschiedene Arrangements zu sehen, die sich größtenteils
in irgendeiner Form mit durchstechenden Linien beschäftigten. Bei einigen
Werken stand dabei die Technik in Vordergrund, weshalb dann kein zusätzliches
Material verwendet wurde. Ein Arrangement spielte mit dem Thema des "eintauchenden Zweiges", wobei die Linie erst unter Wasser verschwindet und ein wenig entfernt wieder auftaucht.
Mein Beitrag war ein Jiyūka in einer tropfenförmigen Raku-Vase
mit einem großen zentralen Loch. Vor diesem montierte ich ein Aststück, das den
Eindruck erweckte, ein Stamm entspringe direkt aus der Keramik. In den oberen Teil der
Vase kam dann der eigentliche Ast, der wie die Verlängerung des Stammes wirkte. Sonnenblumen und Hypericum vervollständigten
zusammen mit etwas Frauenmantel den herbstlichen Eindruck des Arrangements.
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