Gabriela und ich nutzten die Gelegenheit, an
einem von Ikebana International Chapter #223 Vienna organisierten Workshop mit
den Ichiyō-Meisterinnen Corrie van der Meer-Fischer und Jeanne Rauwenhoff
teilzunehmen. Das Programm klang sehr vielversprechend und wir wurden auch
nicht enttäuscht.
Am Samstagvormittag beschäftigten wir uns mit einem
Schalenarrangement im Moribana-Stil, allerdings ohne die Verwendung eines kenzan. Aus langen, entblätterten
Cornus-Zweigen sollten wir uns eine Befestigungsmöglichkeit basteln, die
gleichzeitig als Gestaltungselement dient.
Dafür haben wir die Zweige so lange
gebogen, verdreht und miteinander verflochten, bis sie stabil in der Schale
ruhten und durch ihre Eigenspannung nicht nur eine dreidimensionale Struktur
bildeten, sondern auch in der Lage waren, die Blumen sicher zu halten.
Diese
sollten nicht niedrig wie in einem üblichen Moribana, sondern eher so wie in
einem Nageire arrangiert werden und über die Haltestruktur hinausragen. Verschiedenfarbige
Eustoma und Hostablätter hatten wir dafür zur Verfügung.
In der
Nachmittagseinheit ging es dann um Nageire nach dem Motto "Balance durch Ungleichgewicht".
Dafür gab es verschiedene Möglichkeiten: Entweder den Schwerpunkt des Gefäßes
verschieben, indem man es schief/gekippt aufstellt und das Gleichgewicht durch
das Pflanzenmaterial wiederherstellt. Oder indem man auf einer Seite dichtes,
schweres Material verwendet und auf der anderen Seite leichte, luftig anmutende
Pflanzen arrangiert. Auch durch die Kombination dunkler und heller Farben kann
dieses Ungleichgewicht geschaffen werden.
Bei all diesen Methoden sollte im
Endeffekt das Gesamtwerk wieder ausgewogen erscheinen und trotzdem Asymmetrie
aufweisen. Für die Umsetzung stand uns eine große Auswahl unterschiedlicher
Zweige und Blumen zur Verfügung, aus der sich jeder aussuchte, was einem
gefiel.
Die Aufgabenstellung für Sonntag erforderte ein gewisses
Bastelgeschick. Wir fanden ein längliches Stück Eschenfurnier auf unserem Tisch
und dazu kamen noch drei Typhablätter. Daraus sollten wir uns unser Gefäß
basteln, das im Anschluss mit Gloriosa oder Clematis und kleinen Blättern bespielt
werden sollte.
Ob das Gefäß nun korbartig gestaltet wurde oder mehr skulptural,
all das blieb uns selbst überlassen.
Die Furnierplatte wurde in Streifen
gebrochen – je nach Wunsch entstanden mal breitere oder auch ganz schmale
Streifen. Diese wurden nun gebogen und miteinander verflochten, bis eine Form
entstand, die den eigenen Vorstellungen am ehesten entsprach (und auch halbwegs
stabil im Gleichgewicht blieb). Die Typhablätter dienten dabei als
Kontrastmaterial und sie wurden genauso wie die Furnierstreifen verflochten.
Die Blumen wurden in einem Orchideenröhrchen befestigt, das in der Struktur
verborgen war. Da die Betonung des Arrangements auf dem "Korb" lag, haben
wir die Blumen nur sehr zurückhaltend und als Akzentsetzung verwendet. Außerdem
hat die Gloriosa aufgrund ihres prächtigen Aussehens sowieso für sich gewirkt.
Mit einem deftigen Imbiss und gemütlichen Zusammensein ging der Workshop am
frühen Sonntagnachmittag – leider viel zu früh – zu Ende. Es ist immer wieder schön
zu sehen, wie in anderen Ikebana-Schulen gearbeitet wird und welche Aspekte im Zentrum
des Interesses stehen.
die Meisterinnen bei der Arbeit ...
... und zwei ihrer Arrangements
Gabriela's Arbeiten
und hier meine Werke
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