Der dritte Seminartag
bescherte uns die Auseinandersetzung mit Jiyūka. Bei der Beschäftigung mit Shōka
shōfūtai sanshu-ike und Shōka shinpūtai
haben wir uns immer weiter in Richtung Verwirklichung eigener Ideen und
Vorstellungen bewegt. Sozusagen den Gipfel der Kreativität erreichten wir heute
mit dem Jiyūka. Professor Toyoda erläuterte, dass die Festlegung eines Themas
für das Arrangement noch wichtiger sei als bei Shōka sanshu-ike bzw. shinpūtai. Kazai
und Gefäß sollen nach Form, Farbe und Qualität ausgewählt werden und eine
Einheit bilden, um zum gewünschten Ausdruck zu führen. Unter Qualität fallen
Eigenschaften wie Material- und Oberflächenstruktur (sowohl von kazai als auch Gefäß), die für die
Umsetzung der Idee maßgebend sind. Den Eindruck von Wasser wird man beispielsweise
mit kühlen Farben und glänzenden Glasuren oder Glasgefäßen wesentlich besser
rüberbringen, als mit rauhen Oberflächen und Erdfarben. Neben Thema und
Formvorgabe spielen auch der Aufstellungsort und der Anlass für das Arrangement
(ob es sich z.B. um ein Jahreszeitenfest handelt) eine wichtige Rolle. Im
privaten Rahmen arbeitet man völlig anders als bei öffentlichen Auftritten,
beispielsweise im Rahmen einer Ausstellung. Da muss dann der Auftritt
wesentlich prächtiger und qualitativ hochwertiger sein.
Im Anschluss an die
Theorie demonstrierte uns Sensei Toyoda einerseits ein relativ natürliches Jiyūka
mit engem Fuß und Schwerpunkt Fläche und danach eine linienbetonte Kombination
in 2 Gefäßen, die vom Ausdruck her dynamischer und bereits designter wirkte.
Danach wurden wir auf das Material losgelassen. Diesmal standen uns
Hasenohr-Palme, blass-lila Scarbiosen, weinrote Eustoma, rote Gerbera, jede
Menge Schleierkraut, Steelgras, Schachtelhalme, blaue Disteln,
Korkenzieherhasel und grün-gelbes Hypericum zur Verfügung. Prof. Toyoda zeigte
uns dann noch eine Befestigungstechnik für enghalsige Gefäße, die ein besseres
Arrangieren als die üblichen (manchmal ziemlich harten) Strohhalme erlaubte.
Dazu wurden dünne, weiche Plastikröhrchen gebündelt und gefaltet und dann am
unteren Ende mit Gummiringerl fest zusammengehalten. Diese Bündel steckt man in
die Gefäßöffnungen. Da die Knickstellen der Röhrchen nach oben weisen, können
sich die Stiele der Pflanzen nicht in Löchern wie bei Strohhalmen verfangen,
sondern lassen sich ganz einfach feststecken.
Die Korrektur der einzelnen
Arrangements war dann wieder außerordentlich interessant und informativ. Die
Bandbreite reichte von puristischen Wasserlandschaften in Schalen bis zu wilden,
künstlerisch designten Kreationen. Im Anschluss an den Unterricht hielt Sensei Toyoda
noch einen Vortrag über die Geschichte von Bronzegefäßen, die Bedeutung ihrer
"Ohren" und die Verwendung im heutigen Ikebana.
Ausdrücklich zu erwähnen ist wieder die perfekte Übersetzung von Yuko Tolle, die den besten Zugang zu den Informationen des Professors - sowohl bei der Theorie als auch teilweise bei den Korrekturen - gewährleistet. Die Arbeit, die unsere Meisterin, Prof. Pointner-Komoda, und ihr Team leistet, ist sowieso unbezahlbar. Ein ganz herzliches Danke dafür, dass sie uns dieses wunderbare Seminar ermöglicht!
die Arrangements von Professor Toyoda
das haben wir Wiener "verbrochen"
(ein Arrngement ist leider vor dem Foto geflohen)
eine kleine Auswahl an den Werken der anderen TeilnehmerInnen
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