Donnerstag, 1. August 2024

Seminar in Kyoto - Tag 3

Heute ist Freestyle-Tag und ich kann meine neuen, vorbestellten Vasen ausprobieren. Allerdings nur zwei aus dem Set, denn der Professor meinte, dass das genug wäre. Also gleich in der Früh rauf in den Shop und Oasis besorgt – der tägliche Besuch im Ikebana-Paradies. Es ging sich auch noch vor dem Unterricht aus, dass ich die Vasen fertig hergerichtet habe.

Der Unterricht begann dann mit der Ankündigung, dass sich eine der Damen bei einem Sturz im Hotel verletzt hat und jetzt mit gebrochener Hüfte im Krankenhaus liegt. Sie wurde bereits operiert, darf aber mindestens drei Wochen nicht fliegen. Zu all dem Ärger und den Schmerzen sitzt sie hier fest und mit der Versicherung wird es auch nicht einfach werden. Zumindest haben wir ihr eine Karte mit Genesungswünschen unterschrieben, die vom HQ ins Krankenhaus gebracht wird. Die internationale Abteilung ist da sehr bemüht, alles zu regeln.

Kobayashi-Sensei stellte gleich zu Beginn der Theorie-Einheit fest, dass er Freestyle zwar sehr liebt, aber Schwierigkeiten hat, diesen Stil zu unterrichten. Das hat man seinen Ausführungen auch ein wenig angemerkt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es wahnsinnig schwer ist etwas zu vermitteln, das so sehr auf Emotionen beruht und eigentlich keine Regeln besitzt. Nach der Theorie ging es dann runter in den Blumenshop, und dort weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein riesiges Angebot und so viele interessante Pflanzen, die ich nur von Fotos kenne.

Da ich bereits eine ungefähre Vorstellung davon habe, was ich arrangieren möchte, suche ich mir Ballonblumen, Celosien, Goldbaldrian und Gräser aus. Zusammen mit den Materialien vom Vortag sollte ich meine Idee halbwegs umsetzen können. Mir schwebt eine Wiese im Sommerwind vor – 'wind in the fields'.

Dunkelrote und orangefarbene Celosien als Schwerpunkt am Vasenrand, die weißen, blauen und gefleckten Ballonblumen schön bewegt und den Wind durch Fuchsschwanzgräser angedeutet. Das Ganze mit Patrinia aufgehellt und in einer der Vasen als Überraschung eine pinkfarbene Nelke. Für das nötige Grün sorgen Vaccinium und Euonymus. 
Die Vasen sind gleich groß, haben aber unterschiedliche Farben. Durch die weiße im Hintergrund entsteht ein perspektivischer Effekt, der durch die zarteren Gräser in diesem Teil noch verstärkt wird. Diese Idee ließ sich auch gut umsetzten, obwohl ich mich vermutlich nie so richtig mit Oasis anfreunden werde. 
Kobayashi-Sensei konnte mein Konzept nachvollziehen und ihm hat die Farbverbindung zwischen den weißen, blauen und gefleckten Ballonblumen gefallen (auf dem Foto kommt das leider nicht so rüber, aber im hinteren Gefäß stehen weiße Ballonblumen mit blauen Sommersprossen). Er hat noch etwas Euonymus dazugesteckt und war sonst sehr zufrieden.
Auch die anderen Arbeiten waren sehr originell und vielfältig, sowohl was die Gefäße als auch die Pflanzen und Konzepte anging. Allerdings wurden wir nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, nur unsere eigenen Arrangements zu fotografieren und keine Bilder oder Videos vom Unterricht zu veröffentlichen. Scheinbar haben sich wohl einige in den letzten Tagen nicht an diese Aufforderung gehalten.

Bei Eva stand heute Rikka shimpūtai auf dem Programm, das morgen in meinem Kurs als krönender Abschluss des Seminars auf mich zukommt. Wenn es so gut läuft wie bisher, freue ich mich darauf.
Jetzt geht es aber erst einmal zurück ins Hotel und dann am Abend zum festlichen Empfang.

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