Nach vielfachen Verschiebungen hat es nach gut drei Jahren nun endlich geklappt – der erste englischsprachige Special Member Workshop in Europa hat schließlich doch noch stattgefunden.
Zwar haben sich Veranstaltungsort (von Amsterdam nach Bern verlegt) und Vortragender (Prof. Yoshitada Sato anstelle von Prof. Mitsumasa Toyoda) geändert, das hat aber der Qualität des Workshops keinen Abbruch getan.
Organisiert wurde der Workshop von Kyoko Ulrich, Leiterin der Study Group Bern, und vom Headquarter in Kyoto, das sich unter anderem um die Beistellung einer Dolmetscherin für Prof. Sato kümmerte. Das Hotel Ambassador in Bern lieferte den würdigen Rahmen für die Veranstaltung.
Die 34 TeilnehmerInnen aus der Schweiz (Swiss Central Chapter sowie Study Groups Bern, Geneva und Zurich), aus Frankreich (Chapter France sowie Bretagne France Study Group), England (London und Surrey Chapter), Belgien (Belgium Study Group), Deutschland (Munich Germany Study Group) und Österreich (Study Groups Austria und Austria Tachibanakei) wurden vom überaus zuvorkommenden Hotelpersonal bestens versorgt, ja geradezu verwöhnt.
Das Programm selbst wirkte auf den ersten Blick ziemlich harmlos, stellte sich aber dann als überaus anspruchsvoll heraus. Ziel des Workshops war die Vorstellung der englischsprachigen Curricula für Freestyle und Rikka und der besten Methoden, wie der Unterrichtsstoff den Studierenden möglichst wirkungsvoll nahe gebracht werden kann.
Die Curricula selbst sind als Leitfaden für Lehrende gedacht und sehr detailliert und übersichtlich aufgebaut. Im Fall von Freestyle sollten die Studierenden beispielsweise nach Absolvierung der vorgeschlagenen 48 Arrangements in der Lage sein, fortgeschrittene Freestyle-Arbeiten selbstständig zu gestalten. Das Rikka-Heft ist ebenfalls dazu gedacht, Studierende Schritt für Schritt an die komplexe Materie heranzuführen.
Im Rahmen dieses Workshops wurden wir selbst zu Versuchskaninchen und Prof. Sato zeigte uns an allen Kurstagen, wie sich das Headquarter den Unterricht und insbesondere die Korrektur der Arbeiten vorstellt.
Letztere war überaus ausführlich, mit detaillierten Erklärungen, warum welche Veränderungen notwendig sind.
Der erste Workshop-Tag begann ja noch ziemlich harmlos: Freestyle mit flächebetontem Material, wobei ein Basis-Stil gewählt werden sollte, um die eigenen Vorstellungen bestmöglich umzusetzen. Wie auch im Freestyle-Grundkurs sollte das Material nicht verfremdet werden und die Verwendung von Draht zu Gestaltungszwecken war uns nicht erlaubt (dünne Stiele durften wir aber zusammenbinden).
Für unsere Arbeit hatten wir drei mittelgroße Monsterablätter zur Verfügung, dazu zwei Gerbera, drei Halme Lilly Grass (tropische Liriope) und je einen Stamm Limonium und Schleierkraut. Wer rote Gerbera in seinem Paket vorfand, erhielt violettes Limonium, während die gelb-orangen Gerbera mit gelben Limonium kombiniert wurden.
Prof. Sato wählte für sein Vorführ-Arrangement die Fußposition Basic 3 und die Ausrichtung der Arbeit erfolgte horizontal.
Einer der wichtigsten Punkte bei der Korrektur der Freestyle-Arrangements lautet, dass der Lehrende dem Studierenden nicht seine eigenen Vorstellungen aufzwingen soll. Im Gegenteil, der Lehrende soll sich in die Gedanken des Studierenden hineinversetzen und versuchen, dessen Idee weiter herauszuarbeiten.
Der Blick in das Blumenpaket am Samstag ließ uns ziemlich ratlos zurück. Wie sollte aus diesem Pflanzenmix ein modernes Rikka entstehen? Frauenmantel wird doch meist für Freestyle verwendet und jetzt soll daraus plötzlich ein dō gebastelt werden? Und nur drei Glockenblumen für die yakueda shin, uke und hikae. Aber kaum zu glauben, am Ende entstand ein luftig-leichtes Basis-Rikka, das uns sehr viel Schweiß und (besonders beim maeoki) auch einiges an Geschimpfe und meterweise Draht kostete. Stichwort voll bewegliche Blätter.
Beim abendlichen Festessen hat sich die Belegschaft des Restaurants wieder selbst übertroffen und uns – quasi als Belohnung für die Mühen – ein grandioses Menü aufgetischt.
Auch das Material für das sonntägliche Shōka konnte nicht unbedingt konventionell genannt werden: Je drei Stiele Neuseelandflachs und Kugelglockenblumen, dazu noch eine Lilie, entweder weiß oder gelb.
Zuerst waren wir uns nicht sicher, ob daraus nun shōfūtai oder shimpūtai gearbeitet werden sollte. Aber Prof. Sato erklärte uns genau, welche grundlegenden Regeln es für die Anordnung des Materials in einem Shōka sanshu-ike gibt und auch hier sollten wir uns möglichst an diese Regeln halten.
Kaum zu glauben, welch vielfältige Arbeiten entstanden sind. Auch hier war die Korrektur überaus ausführlich und jede Änderung wurde genauestens begründet.
Diese drei intensiven Workshop-Tage sind viel zu schnell zu Ende gegangen und wir alle hoffen, dass es bald wieder ein Spezialseminar geben wird.
Hier nun die Fotos der Arbeiten, die Anne, Monika und ich abgeliefert haben:
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