Beim gestrigen Übungsabend zum Thema Shōka sanshu-ike mit Anthurien war wieder ein gewisses Maß an Kreativität gefragt. Dieser moderne Shōka-Stil ermöglicht innerhalb der vorgegebenen Form einen hohen Grad an Freiheit.
Das liegt vor allem daran, dass die verwendeten Materialien gleichberechtigt sind und an sämtlichen Positionen im Arrangement vorkommen können. Im Shōka nishu-ike hingegen hat man stets die Abhängigkeit Hauptmaterial (für shin und soe) – Unterstützungsmaterial (nejime).
Anregungen für die Gestaltung eines Shōka sanshu-ike können entweder vom shō-chiku-bai (dem einzigen klassischen Arrangement mit 3 unterschiedlichen Materialien in einer kabu) kommen, oder man leitet den Aufbau vom Shōka isshu-ike oder Shōka nishu-ike ab.
Im erstgenannten Fall besteht jede yakueda aus einem anderen Material. Die Herleitung vom isshu-ike bedeutet, dass man ein Pflanzenmaterial für alle yakueda verwendet und die beiden anderen Materialien als ashirai hinzufügt. Die dritte Möglichkeit (abgeleitet vom nishu-ike) besteht aus Material 1 für shin und soe, Material 2 für tai und Material 3 für einen ashirai.
Die Blütezeit des modernen Shōka sanshu-ike lag vor der Einführung des Shōka shimpūtai (1977), aber selbst heute erfreut es sich noch großer Beliebtheit. Das liegt vermutlich auch daran, dass man in Japan seine ersten Schritte im Erlernen eines Shōka shōfūtai mit sanshu-ike absolviert. Anders als im Shōka shimpūtai hat man noch eine vorgegebene Form bzw. Regeln, an denen man sich anlehnen kann, und trotzdem große Freiheit im Ausdruck.
Hinsichtlich der Anthurien muss man sich erst einmal entscheiden, ob man die Topfpflanze verwenden will, die zwar eher kleine Blüten an kurzen Stielen, dafür aber wunderschöne Blätter besitzt. Diese eigenen sich für den Einsatz im chudan- und gedan-Bereich. Nimmt man hingegen Schnittware, zeichnet sich diese zwar durch lange Stiele und schöne, große Blüten aus, allerdings gibt es keine Blätter dazu. Es ist keine gute Idee, die Blätter der Topf-Anthurien mit den großen Blüten zu mischen. Das passt einfach nicht zusammen.
Im Präsenzunterricht hatten wir neben zwei Schnitt-Anthurien einige Zierquittenzweige und knospige Hollandiris zur Auswahl. Dass die Iris für tai gedacht waren, lag auf der Hand, wie aber die anderen beiden Materialien eingesetzt wurden, konnte jeder nach Lust und Laune (und Eignung des Materials) selbst entscheiden. So entstanden vielfältige Arbeiten.
Die Beiträge der Hausübungen weisen andere Materialkombinationen auf, wodurch das Ausdrucksspektrum nochmals erweitert wurde. Und zusätzlich zu den geforderten Shōka sanshu-ike hat sich noch das eine oder andere Shōka shimpūtai in die Galerie gemogelt.
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