Am heutigen Sonntag konnten wir gleich zwei Vorführungen mit Ikenobō-Beteiligung erleben. Am Vormittag demonstrierten Angelika Mühlbauer (Sogetsu) und Anne Gürtler (Ikenobō), wie unterschiedlich die einzelnen Schulen mit ein und demselben Material umgehen.
Die Leitpflanze war Aspidistra, die von beiden Damen in jeweils drei unterschiedlichen Arrangements verarbeitet wurde.
Anne begann mit einem Denka-Shōka aus sieben Blättern, gefolgt von einem traditionellen Shōka nishu-ike mit shin und soe aus Aspidistra und einem nejime aus Ringelblumen. Den Abschluss bildete ein Shōka shinpūtai aus Gloriosa (shu), Aspidistra (yo) und Wicke (ashirai). Die Farbkombination Grün-Rot-Weiß gilt ja in Japan als besonders festlich.
Angelika arbeitete zeitgleich an einer Skulptur aus zusammengesteckten grünen und vergilbten Aspidistrablättern. Danach folgten noch ein querformatiges Gefäß, das mit wellenartig angeordneten Blättern und blauen Hortensienblüten einen bewegten Flusslauf darstellte und schließlich eine hohe Glasvase, die mit geschlitzten Aspidistrablättern und knallgelben Callablüten bespielt wurde.
Somit war auch der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Schulen ersichtlich: Ikenobō trachtet danach, die Pflanzen bestmöglich in Szene zu setzten und wählt basierend auf dem Erscheinungsbild der Pflanzen die geeignete Stilrichtung oder Technik. Sogetsu hingegen betrachtet die Pflanzen als Werkstoff, um einen gewünschten Effekt zu erzeugen und stellt die Form über die Pflanze.
Die zweite Demonstration wurde von Inge Reichel und Bärbel Kessenbrock bestritten, die sich gegenseitig assistierten. Moderiert wurde die Vorführung von Anita Haase-Schönbeck, einer Schülerin von Bärbel.
Das Eröffnungsarrangement von Inge war ein Freestyle mit Origami-Kranichen, die nicht nur als Zeichen der Hoffnung gelten, sondern auch für Wünsche für Gesundheit und langes Leben stehen. Besondere Bedeutung erhielt das Arrangement durch die Erinnerung an den Atombombenabwurf über Hiroshima, der in der Nacht vom 7. auf den 8. August stattfand.
Danach arrangierte Inge eine weitere Freestyle-Arbeit, diesmal eine aufrechte Form mit geteiltem Fuß (tate-no-hana Basic 2) in einer länglichen Schale.
Dann folgten zwei Shōka von Bärbel. Zuerst ein modernes Shōka shōfūtai sanshu-ike mit Enzian, Duftschneeball (bereits ein wenig herbstlich verfärbt) und roten Pelargonien, anschließend wurde aus demselben Material ein Shōka shinpūtai gearbeitet. Die Gegenüberstellung der beiden Stile war sehr interessant.
Den Abschluss der Demo bildete ein zartes Arrangement in einem sehr alten, traditionellen Körbchen, das wieder von Inge vorgeführt wurde. Die Reaktionen des Publikums ließen darauf schließen, dass beide Vorführungen gut angekommen sind.
Hier nun einige Impressionen von den Vorführungen und die versprochenen Bilder einiger Arrangements der anderen Schulen.
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