Das Oktober-Treffen von Ikebana International Chapter #223 Wien hatte diesmal nur am Rande mit Ikebana zu tun. Aufgrund der Situation entschied sich unsere Präsidentin, unsere Aktivitäten ins Freie zu verlegen und geschlossene Räume zu meiden. Organisiert wurden zwei Führungen im Botanischen Garten der Universität Wien beim Belvedere.
Mit dem Wetter hatten wir Glück, es war der einzig regenfreie Tag der Woche und auch der Wind verhielt sich manierlich. Also gerade richtig für einen Spaziergang im etwa 6 Hektar großen Gelände, das sich bereits auf den nahenden Winter vorbereitet. Die erste Gruppe traf sich um 15:00 beim Haupteingang und widmete sich einer Führung zum Thema "Richtiges Schneiden von Pflanzen". Nicht unwichtig für Ikebanesen, wenn man bedenkt, dass wir unser Material oft auch von Bäumen und Sträuchern beziehen. Schließlich wollen wir die "Spender" nicht umbringen, sondern möglichst immer wieder nutzen.
Die zweite Führung ab 16:00 widmete sich einem Gartenrundgang mit Schwerpunkt "japanische Pflanzen". Die junge Dame geleitete uns kompetent durch das Gelände und lieferte uns Detailwissen zu ausgewählten Pflanzenarten. Neben Farnen und Moosen - die sind schließlich fixer Bestandteil im japanischen Garten - waren es einige ausgewählte Gehölze, der Lotos-Teich und der Bambushain, auf die der Fokus der Führung lag.
Zuerst besuchten wir einen Baum, dessen Blätter in der Gegend um Nara für die Konservierung von Frischfisch während des Transports vom Meer in die Stadt genutzt wurden. Das war zu Zeiten, als es noch keine Kühlketten und dergleichen gab, aber die Blätter haben scheints einen interessanten, leicht süßlichen Geschmack an den Fisch abgegeben, weshalb die Blätter auch heute noch verwendet werden. Übrigens trägt der Baum sehr viele kleine Früchte, die wie Mini-Kaki (mit 1 cm Durchmesser) aussehen. Verständlich, es handelt sich schließlich um einen Vertreter dieser Pflanzenart. Genießbar sind die Früchte, sie sind auch recht süß, allerdings enthalten sie extrem viele Gerbstoffe, weshalb auf der Zunge sehr lange ein ziemlich pelziges Gefühl zurückbleibt.
Auf dem Weg zu Lotos-Teich - die Blätter natürlich schon alle braun und unansehnlich, aber einige Samenkapseln waren noch vorhanden - machten wir Station beim Blauglockenbaum (kiri), dessen Holz sehr feuerresistent ist und deshalb gerne für Möbel (besonders für Kimono-Schränke) verwendet wurde. Die Paulownia findet sich auch in einigen japanischen mon wieder, darunter im Wappen der Tokugawa-Familie. Neben dem Lotos-Teich stand auch ein wunderbarer Fächerahorn mit sehr kleinen Blättern, der bereits mit beginnender Herbstfärbung punktete.
Weiter ging es zum Bambushain, der Erinnerungen an den Bambuswald bei Arashiyama wachrief. Natürlich waren die Stangen nicht so dick wie in Japan, aber der Hain ist trotzdem eindrucksvoll.
Auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt unserer kleinen Tour kamen wir noch an zwei wunderbaren Gingko-Bäumen vorbei. An und für sich zwei männliche Exemplare, aber bei einem Baum wurde bereits zur Gründung des Botanischen Gartens ein Experiment durchgeführt, indem ein weiblicher Ast aufgepfropft wurde. Und dieser Ast trägt wirklich Samen! Immerhin waren die noch nicht reif, denn der Geruch nach Buttersäure, den die reifen Früchte verströmen, ist mehr als unangenehm.
Viel zu schnell ging diese interessante Führung zu Ende und wir machten uns wieder auf den Heimweg. Aber vielleicht treffen wir uns bald wieder im Botanischen Garten, denn dort gibt es auch einen sehr schönen Seminarraum, den wir eventuell für ein nächstes Treffen nutzen können.
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