Jiyûka-Tag –
teils geliebt und teils gefürchtet von den Ikebanesen. Ganz harmlos stand in
der Programmübersicht "Neues Jiyûka zum Mädchenfest in 2 Varianten".
Die eine oder andere Teilnehmerin dachte sich wohl, dass das ein ruhiger Tag
werden würde, nach all den intensiven Shôka-Übungen. Aber weit gefehlt. Theorie
und Vorführung des ersten Arrangements dauerten bis zum Mittagessen, danach
wurde das Material ausgeteilt – wir arbeiteten auch teilweise mit Resten der
vergangenen Tage – und erst dann durften wir selber ans Werk gehen. Die
Korrektur dieses geneigten Jiyûka mit breitem Fuß zog sich bis zum späten
Nachmittag hin. Kaum zu glauben, welche Details für einen harmonischen
Gesamteindruck nötig sind.
Die zweite
Variante des Jiyûka beschäftigte sich mit dem Thema "Tiefe geben",
wobei wir entweder ein einem großen Gefäß oder verteilt auf 2 Schalen werkten.
Auch hier wurden wir sehr detailliert korrigiert und auf jeden noch so kleinen
Fehler hingewiesen. Wenn man sich die Arrangements vor und nach der Korrektur
angesehen hat, waren doch gewaltige Unterschiede in der Stimmigkeit und
Harmonie erkennbar. Oft reichte ein kleines Verrücken einer Linie oder das
Verschieben eines Gefäßes, um den Ausdruck zum Besseren zu verändern. Allerdings
wurden manche Arrangements auch ziemlich zerrupft und die Betreffende durfte wieder
fast ganz von vorne anfangen. Aber wie sonst soll man eine kreative Stilrichtung
erlernen, bei der es keine vorgegebene "Form" wie z. B. im Shôka gibt,
als durch genaues Betrachten der Korrekturen und immer wieder neu arrangieren,
bis der Gesamteindruck stimmig ist.
Den Abend
verbrachten wir dann beim gemütlichen Zusammensein im Referentenzimmer. Die
Leitung des Hauses stellte uns Getränke und Snacks zur Verfügung und wir
tratschten – oder eleganter: wir kommunizierten – bis in die frühen
Morgenstunden. Leider müssen wir schon bald wieder ans Zusammenpacken und
Aufräumen denken, aber ein Tag mit Rikka shinpûtai steht uns noch bevor, auf
den wir uns freuen können.
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