Mittwoch, 23. Oktober 2024

Designhaftes Freestyle

Gerade zurück aus Passau stand gleich der Übungsabend in der ÖGG auf dem Plan. Diesmal ging es um ein Freestyle in einer Vase mit designhaftem Ausdruck zu einem selbst gewählten Thema. 
Wenn man gewohnt ist, die Pflanzen oder Teile davon als Pflanze und nicht als Material mit einer bestimmten Textur, Farbe oder Form anzusehen, kann das etwas herausfordernd werden. Natürlich spielen Farben, Formen und Texturen immer eine gewisse Rolle bei der Gestaltung, schließlich möchte man ein harmonisches Ganzes schaffen. Im designhaften Freestyle sollte man sich allerdings ganz auf die genannten Eigenschaften konzentrieren und vergessen, dass es sich dabei um Pflanzen handelt. 

Man setzt das Material (die Blume) so ein, als wäre es beispielsweise Ölfarbe, mit der man ein Bild malt. Ist man nun quasi darauf trainiert, die Pflanze als lebendiges Wesen zu betrachten und bestmöglich in Szene zu setzen, tut es fast weh, sie nur als Mittel zum Zweck zu verwenden. 
Indem wir uns ein Thema für unsere Arbeit ausgedacht und teilweise auch nonflorales Material zur Unterstützung eingesetzt haben, konnten wir uns dem designhaften Ausdruck zumindest ein wenig annähern. Letztendlich sind aber die meisten unserer Werke nach wie vor zwar kreativ geworden, bis wir richtig designhaft werden, müssen wir allerdings noch etwas üben. 

Für die restlichen Übungsabende dieses Jahres und auch im Jänner werden einzelne Damen jeweils die Verantwortung übernehmen und als Vertreterinnen agieren. Ein gutes Training, wenn sie selbst einmal eigene Gruppen leiten wollen. Für die Teilnehmer*innen ändert sich nichts, die Übungsabende werden wie gehabt stattfinden. Auch die Blogeinträge und die Fotos werden wie üblich hier veröffentlicht.

'Feuer und Eis'
'Ausgebrochen'
'Das Universum der Hortensie'
'Weinherbst'
'Die Dame am Fenster'
'David und Goliath'
'Schräg'
'Parkspaziergang'
'Novembernebel'
'Orchester'
'Ich geh mit meiner Laterne'
'Herbststürme'
'Allerheiligen'
'Bitte nicht vergessen'
'Verbunden'
'Up in the air'
'Gerade .... bewegt sich etwas'
'Happy Halloween'

Montag, 21. Oktober 2024

Herbstworkshop in Passau

Workshop in Passau, diesmal mit voll ausgebuchtem Kurs und Materialbeschaffung in Wien, das ist eine logistische Herausforderung. Schließlich sollen sich nicht nur Koffer und Blumen auf den Weg machen, sondern auch jede Menge Gefäße und sonstiges Zubehör muss irgendwie verstaut werden. 
Es ist kaum zu glauben, wie viele Blumen in einen durchschnittlichen PKW passen, wenn sie von den Profis aus Holland in Kisten geschlichtet werden. Ausgepackt und eingewässert haben sie im Seminarraum im Bildungshaus auf Mariahilf ganz schön viel Platz eingenommen und niemand konnte sich vorstellen, dass sie alle im Auto Platz gehabt haben. Sie waren zudem gut durchgekühlt und haben die dreistündige Fahrt problemlos durchgehalten. 

Auf dem Programm des Herbstworkshops stand neben Freestyle und Shōka auch tatehana, ein Stil, der in der Gruppe bisher noch nicht so häufig gearbeitet wurde. Da einige der Damen ihre Gärten geplündert hatten, konnten wir mit 'wilderem' Material arbeiten und hatten auch Miscanthus zur Verfügung. 
Es gibt für tatehana zwar keine Vorschriften, welche Pflanzen verwendet werden sollen, aber mit Blumen aus der freien Natur sieht das Ergebnis einfach besser aus als mit den hochgezüchten Glashauspflanzen. 
Neben tatehana war für Freitagabend auch noch Shōka sanshu-ike geplant. Nach einer ausführlichen theoretischen Einführung und einer praktischen Demonstration beider Stile gingen die Damen frisch ans Werk und sie waren so vertieft, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. Irgendwann tief in der Nacht hat dann doch das Bett gerufen. Aber Samstag sind alle wieder pünktlich und in alter Frische aufgetaucht und wir konnten uns den nächsten Programmpunkten widmen. 

Zuerst nochmal Shōka, diesmal als isshu-ike mit mehrblütigen Chrysanthemen, danach Spielereien in Form von Shōka shimpūtai und zuletzt natürliches Freestyle zum Thema 'Herbst'. Das Chrysanthemenshōka wurde von einigen der Teilnehmerinnen auch klassisch im kubari gearbeitet. 
Für das Shōka shimpūtai gab es zwar zugedachtes Material, allerdings konnte – wie bei allen kreativen Arrangements – frei aus dem vorhandenen Angebot gewählt und kombiniert werden. Auch hier leisteten selbst mitgebrachte Pflanzen gute Dienste. 
Wer nebenbei noch Zeit fand oder reguläre Programmpunkte ausgelassen hat, widmete sich Prüfungsarrangements und speziellen Übungen. Hier entstanden ebenfalls interessante Arbeiten, die ausführlich besprochen wurden.

Erfreulicherweise haben wir abends sogar noch Zeit für gemütliches Zusammensitzen gefunden. So ein Workshop soll ja nicht in Kampf-Ikebana ausarten, sondern auch die Gemeinschaft fördern. Es wurde vom World-Seminar in Kyoto diesen Sommer erzählt und es gab Infos zu geplanten Aktivitäten. Man schwelgte in Erinnerungen (auch an leider bereits verstorbene Freunde und Mitstreiter*innen) und sogar ein bisschen Klatsch und Tratsch fand seinen Platz.

Im Gegensatz zum natürlichen Freestyle wurde zum Abschluss am Sonntag ein kreativerer Ansatz gewählt und ein Arrangement mit mehr designhaften Ausdruck in zwei oder mehr Vasen gearbeitet. 
Nach dem Mittagessen gab es die Nachbesprechung, wobei gleich einmal Wünsche für den nächsten Workshop geäußert wurden. Bis dahin dauert es noch eine Weile, da der nächste Termin erst im Juni kommenden Jahres angesetzt ist. Früher ließen sich mögliche Termine und Raumverfügbarkeiten bedauerlicherweise nicht unter einen Hut bringen. 
Nach dem Aufräumen machten wir uns auf den mehr oder weniger langen Heimweg. Die Zeit ist wieder viel zu schnell verflogen, aber an unseren Arbeiten können wir uns wenigstens noch ein paar Tage erfreuen. Und als Erinnerung bleiben uns immer noch die Fotos, auch wenn sie ein reales Arrangement nicht ersetzen können. 
Hier nun ein kleiner Überblick über die entstandenen Arbeiten.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Shōka mūkō-gake

Obwohl durch die derzeit grassierende Erkältungswelle personell ziemlich geschwächt, haben wir uns gestern an eine Ikebana-Form herangetastet, die wir im regulären Unterricht bisher noch nicht behandelt haben. Es handelt sich um henka-kei, eine veränderte Shōka-Form, genauer gesagt um ein mūkō-gake. Diese reduzierte Form eignet sich gut als Übung für spätere Sonderformen wie Mond oder den oberen Teil eines nijū-ike

Ein mūkō-gake ist ein Ikebana, das den Eindruck von Pflanzen vermittelt, die auf einer steilen Klippe wachsen und ihre Triebe ausschwingen oder herabhängen lassen. Der shin wird also nicht aufrecht, sondern kaskadierend gearbeitet und soe bildet das aufstrebende Gegenstück. 
In den meisten Fällen hängt mūkō-gake an der Rückwand der tokonoma und man verwendet Körbe oder spezielle Hängegefäße dafür. Man kann es aber auch in schlanken, hohen (Bambus)Vasen arbeiten, die auf dem Boden der tokonoma (oder auf einem Tisch) stehen. 
In modernen mūkō-gake-Gefäßen kann man sogar im kenzan arrangieren und muss sich nicht mit einem kubari herumplagen. Allerdings wird der Fuß im kubari wesentlich eleganter. 

Da es in den meisten Ikebana-Haushalten schlichte, zylindrische Vasen gibt, haben wir solche Gefäße für das Erarbeiten der Grundform verwendet. Unsere kleinen kenzan, die in die Vasen hineinpassen, sind leider alle recht grob genagelt, weshalb wir doch ziemlich mit der Materie gekämpft haben. Als Zweigmaterial hatten wir nämlich rosa Schneebeere zur Verfügung und deren Stiele waren extrem dünn. 
Vermutlich hätten wir uns mit kubari leichter getan, aber eine neue Form üben und gleichzeitig kubari verwenden, das kann abschreckend wirken. 

Es war sowieso relativ schwierig, entsprechend überhängende Zweige aufzutreiben, da die Stadtgärtner überschwänglichen Gebrauch von ihren Heckenscheren gemacht und die wunderbar schwingenden Schneebeerenhecken gnadenlos zurechtgestutzt haben. Jetzt zieren korrekt getrimmte Hecken die Straßenränder und nur gelegentlich konnte sich ein etwas längerer Zweig dem Schnitt entziehen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um passendes Material zu schneiden. Aber da die Vasen in der Regel sowieso nicht besonders groß sind, haben wir unser Auslangen gefunden. 
Für nejime haben wir kleine, leuchtend gelbe Santini-Chrysanthemen genommen. Eine der Damen hat sehr schöne Spirea gefunden und sie mit dunklen Chrysanthemen kombiniert.
Außerdem hat eine weitere Teilnehmerin die Gelegenheit genutzt und mit schönen großen Chrysanthemen klassisch im usubata arrangiert.

Es war ein sehr konzentriertes Arbeiten und nach einigen Anläufen und viel Gegrummel über nicht stehen bleibende Zweige haben wir passable Ergebnisse erzielt. Für einen ersten Versuch gar nicht schlecht. Der Transport zum Fotoplatz hat allerdings wieder einige Linien ein wenig durcheinandergebracht. 
Lassen wir uns überraschen, was an Hausübungen eintrudeln wird.

die 'Vorlage'....
.... und die erarbeiteten Ergebnisse
Chrysanthemen-Shōka

Hausübung isshu-ike mit hagi....
.... und weitere Arbeiten