Der Spätsommer ist eine gute Zeit für Ikebana: Es sind sowohl noch Sommerblüher als auch die ersten Herbstblumen verfügbar und es gibt bereits viele Gräser. Der Miscanthus ist zwar noch ohne Wedel, aber durch den trockenen Sommer sind die Stiele kompakt und die Abstände zwischen den einzelnen Blättern gering. Ideale Voraussetzungen also, um vielfältige Arrangements zu gestalten.
Wie immer bei dreitägigen Workshops hatten wir Rikka auf der Agenda. Diesmal beschäftigten wir uns mit einem modernen issō-no-mono suna-no-mono mit allem Drumherum. Zwar benötigt man dafür keinen doboku zur Befestigung der yakueda, wir mussten allerdings die Deckplatte basteln, damit wir die Wasserfläche unter weißem Kies verbergen konnten. War eine ganz schöne Bastelei, bis alles perfekt gepasst hat.
Das Arrangement selbst war farblich eher zurückhaltend, spielte aber mit verschiedenen Grüntönen.
Ein schönes Monstera-Blatt diente als shin und wurde mit Irisblättern für soe und nagashi kontrastiert. Für den Farbklecks sorgten orange Lilien als uke und hikae. Rötlich-hellgrün gestreifte Cordyline-Blätter für mikoshi und soe-shita brachten Helligkeit und Kompaktheit ins Arrangement. Das Blau des Enzians (shō-shin, uke-uchi und dō-uchi) kontrastierte die Lilie und harmonierte mit dem Säulenasparagus für dō und den kleinen roten Beeren des Hypericums (maeoki). Bartnelken oder Sternastern und Schwertfarn bildeten die dome und das dunkle Grün des Ruscus wirkte im Hintergrund als ushiro-gakoi.
Ein einfach wirkendes Rikka, das auch für noch nicht so erfahrene Ikebanesen relativ leicht nachzuarbeiten war, aber trotzdem für die Fortgeschrittenen genügend Details bereithielt, welche die ganze Aufmerksamkeit erforderten.
Nach der intensiven Arbeit am Rikka waren dann Entspannung und Spielerei angesagt. Shōka sanshu-ike (als normales hito-kabu-ike und auch in geteilter Form) erlaubte eine ziemlich freie Kombination der Materialien und im Freestyle konnten wir uns sowieso austoben.
Diesmal standen Flächen (wieder in Form der wunderschönen Cordyline-Blätter) und Punkte (Allium, Skabiosen, Dahlien, Wiesenknopf und Talinum) im Zentrum der Materialauswahl. Aber auch interessante Amaranth-Pflanzen – entweder kräftig-dunkelrot oder herbstlich-orangebraun – und Gräser harrten der Verwandlung in ein Ikebana. Wer neben den gewählten Arrangements noch Zeit und Energie hatte, arbeitete Prüfungsarrangements oder spielte mit den Restmaterialien.
Von der brütenden Hitze bekamen wir dank der auf Hochtouren arbeitenden Klimaanlage nur etwas mit, wenn wir den Seminarraum verließen. Anders hätten wir diesen Workshop wohl nicht so glatt über die Bühne gebracht, sondern wären halb geschmolzen vor verwelkenden Blumen gesessen.
Unser Sommerprogramm endet jetzt am Mittwoch mit dem letzten außerordentlichen Übungsabend, bevor wir im September wieder mit dem regulären Programm durchstarten. Dann heißt es, sich auf die Ausstellung Anfang Oktober konzentrieren.
Hier nun eine kleine Auswahl der entstandenen Arbeiten.